Was hieß Entnazifizierung nach 1945? OBM Dr. Erich Zeigner und die Mühlen der Entnazifizierung
Ein Vortrag von Dr. Manfred Hötzel am 13. November 2024, 18 Uhr im Haus Steinstraße
Die nach 1945 notwendige Entnazifizierung der Gesellschaft stellte die zuständigen Verantwortlichen auf den verschiedenen Ebenen vor eine schwierige Aufgabe, für die es keine Erfahrungen gab. Auf örtlicher Ebene entstanden zunächst Gremien, die sich mehr oder weniger selbst entsprechende Regeln für die Entnazifizierung schufen. Dr. Zeigner erhielt als OBM zahlreiche Briefe aus einem breiten sozialpolitischen Spektrum, die alle nur eines wollten: eine Beurteilung, die ihnen oder im Fall der Ehefrauen ihren Partnern eine antifaschistische Gesinnung bestätigte, den berühmten sogenannten Persilschein oder die einfach nur um Hilfe für – ihrer Meinung nach unschuldig Verfolgte – baten. Wie Zeigners persönlicher Umgang mit diesen Ersuchen war, welche Strategie er fuhr und welche Rolle seine eigene politische Einstellung hatte, berichtet Dr. Manfred Hötzel anhand zahlreicher Originaldokumente. Der Vortrag beruht auf dem Bestand „Briefe an den OBM Zeigner 1945–1949“ des Stadtarchivs Leipzig, der erstmals ausgewertet wird. Schwerpunkt des Vortrags ist nicht die Geschichte der Entnazifizierung in Leipzig, sondern der Umgang Zeigners mit diesem Problem, veranschaulicht an mehreren konkreten Fällen.
Referent: Dr. Manfred Hötzel ist Historiker und besonders als Zeigner-Biograf im Erich-Zeigner-Haus e.V. engagiert und bekannt. Seine Forschungsschwerpunkte liegen neben der Beschäftigung mit Zeigner und seiner Familie sowohl bei den ehemaligen Bleichertwerken sowie deren Nachfolgebetriebe, als auch in der Erforschung der Geschichte des Leipziger Stadtteils Gohlis. Er publizierte bereits mehrere Schrif-
ten, unter anderem mit und im Erich-Zeigner-Haus e.V.