Stolpersteinverlegungen im Leipziger Land & Gedenktafeleinweihung in Leipzig

Am kommenden Montag (19. April 2021) – am Tag nach dem Internationalen Tag des Denkmals – werden wir im Leipziger Land erneut Stolpersteine verlegen. Wir freuen uns sehr, dass die Verlegungen Geithain, Bad Lausick und Pegau nun stattfinden können, nachdem sie zunächst im Herbst vergangenen Jahres und anschließend am Internationalen Holocaustgedenktag im Januar erneut pandemiebedingt verschoben werden mussten. Am Montag wird zudem eine Gedenktafel zu Ehren eines „Stillen Helden“ in Leipzig eingeweiht werden.

Nachfolgend möchten wir kurz einen kleinen Überblick über die bevorstehenden Verlegungen geben, die allerdings aus Gründen des Infektionsschutzes nur in kleinem Rahmen und unter strengen Hygieneauflagen durchgeführt werden können.

Ein Stolperstein für Paul Weise – Verlegung in Geithain

In der Eisenbahnstraße 1b um 11.30 Uhr wird in Erinnerung an den ersten Bürgermeister Geithains, Paul Weise, ein Gedenkstein verlegt. Paul Weise war aus politischen Gründen durch das nationalsozialistische Regime verfolgt, mehrfach inhaftiert und gefoltert worden. Das erinnerungskulturelle Projekt hatte im Frühjahr 2020 begonnen und wurde mit Schüler:innen der Paul-Guenther-Oberschule in Kooperation mit dem Flexiblen Jugendmanagement (FJM) sowie dem Schweizerhaus Püchau e.V. durchgeführt und von der Lokalen Partnerschaft für Demokratie unterstützt.

Zwei Stolpersteine für das Ehepaar Baunack – Verlegung in Bad Lausick

In Bad Lausick wollen wir dann ab 12.30 Uhr zwei Stolpersteine in der Fabianstraße 10 verlegen, um Dora und Walter Baunack zu gedenken. Das Projekt fand in Zusammenarbeit mit der Werner-Seelenbinder-Oberschule statt und hatte bereits Ende 2019 mit 15 Schüler:innen der 10. Klassenstufe begonnen. Der Mechaniker Walter Erich Otto Baunack und seine Ehefrau Dora (geb. Müller) waren als Mitglieder der KPD aus politischen Gründen verfolgt worden, leisteten jedoch auch nach mehrfachen Verhaftungen aktiv antifaschistische Arbeit und wurden für ihren fortwährenden politischen Widerstand nach dem Krieg als „Verfolgte des Naziregimes“ anerkannt sowie als „Kämpfer gegen den Faschismus geehrt. Das Projekt wurde gefördert von der F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz.

Fünf Stolpersteine für verfolgte Jüdische Menschen aus Pegau

Am Nachmittag folgen zwei Verlegungen in Pegau. An zwei Verlegestellen werden insgesamt fünf Stolpersteine in die Gehwege eingelassen – um 14 Uhr gedenken wir am Kirchplatz 11 mit insgesamt vier Steinen der jüdischen Familie Sternreich, bestehend aus Wilhelm Victor und Selma Sara (geb. Blonder) sowie ihren beiden Söhnen Georg und Leo/Leon. Nachdem die Familie im Oktober 1938 im Zuge der Polenaktion deportiert worden war, gelangte sie in das jüdische Viertel Bresko, das spätere Ghetto. Über das weitere Schicksal der Familie liegen keine ausreichenden Informationen vor. Der Vater, Wilhelm Victor, gilt als umgekommen – seine restliche Familie als verschollen. Nur unweit von der ersten Verlegestelle entfernt wird dann der letzte Gedenkstein des Tages verlegt – um 14.30 Uhr gedenken wir Ilse Charlotte Flade (geb. Arnholz) in der Breitstraße 24. Ilse Flade war ebenfalls ein Opfer der NS-Verfolgung geworden – nicht nur, weil sie selbst Jüdin war, sondern auch aufgrund ihrer Ehe mit einem nicht-jüdischen Mann. Im Januar 1944 war sie von der Gestapo abgeholt und nach Theresienstadt deportiert worden, wo sie mit 53 Jahren am 27.09.1944 ermordet wurde. Die Pegauer Schicksale wurden recherchiert von Schüler:innen des Groitzscher Wiprecht-Gymnasiums und Konfirmand:innen aus Pegau in Begleitung durch die Gemeindepädagogin Eva Reiprich.

Eine Gedenktafel für den „Stillen Helden“ Theodor Kranz

Den Abschluss des Tages stellt dann um 16 Uhr die Einweihung einer Gedenktafel in der Zschocherschen Straße 86 in Leipzig dar. Geehrt wird Theodor Kranz, zu dessen Wirken im Leipziger Rettungswiderstand Schüler:innen der 11. Klassenstufe des Maria-Merian-Gymnasiums in Schkeuditz im Rahmen eines einjährigen Projektes recherchiert hatten. Nach der Deportation und Ermordung seiner jüdischen Ehefrau Beate Cäcilie hatte Kranz sich für den Schutz ihrer Tochter, Leonie Frankenstein (geb. Adler), und deren Familie eingesetzt. Nach Kriegsende floh Kranz 1953 aus Leipzig. Bis zu seinem Tod 1980 lebte er in Übach-Palenberg, nahe der niederländischen Grenze. Im Jahr 2013 war er bereits posthum von der Israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt worden. Gefördert wurde das Projekt vom Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ des Freistaats Sachsen.

Weitere Informationen zu unseren laufenden oder geplanten Jugendprojekten sind wie immer auf unserer Homepage unter https://erich-zeigner-haus-ev.de/jugendprojekte/ abrufbar.

Wir bedanken uns wie immer bei allen Unterstützer:innen unserer Arbeit und unserer Projekte und freuen uns, dass uns eine Umsetzung dieser Projekte trotz der erschwerten Bedingung derzeit möglich war.