Spendensammlung | Stolperschwelle für die Erinnerung an die NS-Euthanasieverbrechen in der Heil- und Pflegeanstalt Altscherbitz

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Zusammenarbeit mit dem Maria-Merian Gymnasium Schkeuditz recherchieren 20 Schüler*innen der 10. und 11. Klasse in regelmäßigen Projektreffen zu den NS-Euthanasieverbrechen in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Altscherbitz. Gemeinsam entstand so die Möglichkeit, die Geschichte der Anstalt in Bezug auf die NS-Euthanasieverbrechen aufzuarbeiten.

Dafür trafen sich die 20 Schüler*innen der zehnten und elften Klasse zu Projekttreffen in regelmäßigem Rhythmus, um, neben den einführenden Untersuchungen zu den Massenverbrechen im Rahmen der sogenannten „Behindertenmorde“ in Deutschland und Sachsen, vor Ort im Museum eingehende Lokalrecherche zu betreiben. Am 15. September 2022 gab es bereits eine erste öffentliche Veranstaltung mit dem Oberbürgermeister sowie der Verwaltungsdirektion des heutigen Krankenhauses in Schkeuditz. Dort wurden erste Ideen zur Schaffung eines Gedenkortes in Altscherbtz besprochen. Die Schüler*innen wollen neben einer Stolperschwelle ebenfalls eine Informationstafel rund um den Altscherbitzer Friedhof schaffen, um auf die NS-Euthanasieverbrechen aufmerksam zu machen.

Die Stolperschwelle wird als Mahnmal an die NS-Verbrechen rund um die Heil- und Pflegeanstalt Altscherbitz dienen. Die Geschichte der Anstalt reicht knapp 150 Jahre zurück. Gegründet wurde sie als „Provinzial-Irrenanstalt Altscherbitz“ im Jahr 1876. Ihr Konzept war für die damalige Zeit hochmodern und das „Offene-Tür-System“ ohne Mauern und Gitter galt als Inbegriff der medizinischen und wissenschaftlichen Fortschritts. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam der Gedanke der Sterilisation psychisch und körperlicher kranker Menschen auf, welcher auch in Altscherbitz fruchtbaren Nährboden fand. Als am 14. Juli 1933 das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses in Kraft trat, wurden erstmals sieben Frauen aus Altscherbitz zur Sterilisation ins Evangelische Diakonissenhaus nach Halle überführt, woraufhin weitere Sterilisationen folgten. Ab 1940 wurde die Heil- und Pflegeanstalt Altscherbitz zu einer der sogenannten „Zwischenanstalten“, in denen die Menschen zunächst gesammelt und anschließend in Tötungsanstalten geschickt wurden. Der erste Transport aus Altscherbitz im Rahmen der Aktion T4 fand am 1. Juni 1940 statt. Dabei wurden 70 Personen in die Heil- und Pflegeanstalt Brandenburg deportiert und dort in Gaskammern ermordet.

Insgesamt folgten weitere 8 Transporte nach Brandenburg, sodass insgesamt 495 Patient*innen dorthin verbracht und getötet wurden. Nach Schließung der Anstalt in Brandenburg, wurden Patient*innen aus Altscherbitz fortan in die Landesheil- und Pflegeanstalt Bernburg in Sachsen-Anhalt deportiert. Bis zum Ende dieser Phase der „NS-Euthanasie“ wurden nachweislich 1864 Patient*innen aus der Heil- und Pflegeanstalt Altscherbitz getötet. Hunger und Medikamente als Tötungsmittel sind ebenfalls mit der Heil- und Pflegeanstalt Altscherbitz in Verbindung zu bringen. Mindestens 2862 Patient*innen starben durch Hunger und Medikamente als Tötungsmittel entweder in Altscherbitz selbst oder in anderen Einrichtungen durch Transporte aus Altscherbitz. Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen.

Ähnlich einem Stolperstein fertigt der Kölner Künstler Gunter Demnig die ein Meter langen und zehn Zentimeter breiten Stolperschwellen an, um sie ebenerdig in den Gehweg einzulassen. Eine Messingplatte auf der Oberseite trägt eine Gravur, welche an die an diesem Ort begangenen Massenverbrechen erinnert. Auch Stolperschwellen verursachen im übertragenen Sinne ein gedankliches Stolpern der Lesenden.

Die Verlegung einer Stolperschwelle ist mit Kosten in Höhe von ca. 2000 Euro verbunden. Da es sich hierbei um ein Projekt der Zivilgesellschaft für die Zivilgesellschaft handelt, wollen wir ausschließlich um private Spenden werben. Wir bitten Sie daher um eine Spende auf folgendes Konto, um dieses wichtige Mahnmal finalisieren zu können:

Empfänger: Erich-Zeigner-Haus e.V.

IBAN: DE 94 860 555 92 11 002 798 96

Verwendungszweck: Stolperschwelle Altscherbitz

V.i.S.d.P. Henry Lewkowitz

Spendenquittungen werden selbstverständlich ausgestellt.

Wir danken herzlich für Ihre Unterstützung!

Außerdem möchten wir Sie zur Verlegung der Stolperschwelle am 23.06.2023 um 9:00 Uhr einladen.

 

Unterstützt wird dieses Projekt von der Partnerschaft für Demokratie in Nordsachsen (PfD Nordsachsen) und der Holger Koppe-Stiftung.

Mit freundlichen Grüßen

Das Team des Erich-Zeigner-Haus e.V.