Kein Krieg in der Ukraine! – Ein Statement unserer FÖJ-lerin aus Sankt Petersburg

Am 24. Februar um 04:00 Uhr schickte der russische Präsident Vladimir Vladimirovich Putin, unter dem Vorwand der Befreiung der selbsternannten Republiken DVR und LVR und der vermeintlichen Entnazifizierung der Ukraine, Truppen auf das Territorium der Ukraine.

Wir, in Westeuropa, leben ein friedliches Leben, können uns das Unmögliche nicht vorstellen und so ist es auch unmöglich zu beschreiben, was jetzt in der Ukraine passiert. Menschen, die noch vor ein paar Wochen genau wie wir ihr normales Leben führten, sehen, wie ihre heimischen Orte zerstört und geliebte Menschen getötet werden.

Seit dem Kriegsbeginn sind laut UN 474 Ukrainer|innen gestorben und 861 verletzt. Laut der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, könnte die tatsächliche Zahl der Opfer jedoch viel höher sein. Laut UN mussten über 2 Millionen Menschen ihre Häuser und Verwandten verlassen und aus der Ukraine fliehen.  Menschen sitzen tagelang in den U-Bahn-Stationen und Kellern, um Schutz zu suchen. Am 26. Februar wurde in der U-Bahn in Kiew sogar ein Kind geboren.  Menschen wachen morgens von Bombeneinschlägen auf.  Die riesige Anzahl von Gebäuden, Wohnhäusern und wichtigen Objekten, wie ein Kindergarten, das Tanklager, der Fernsehturm oder der Hauptplatz in Charkiw sind zerstört worden. Manche Städte sind bereits von russischen Soldaten besetzt. Städte werden Tag und Nacht mit den Raketen beschossen.  Menschen versuchen, ihr Land zu verteidigen. Viele Ukrainer|innen beschließen, auch ohne militärische Erfahrungen an den Kämpfen teilzunehmen. Die Menschen tun alles, um zu helfen, stellen Molotow- Cocktails her und bauen Barrikaden. Auf beiden Seiten gibt es viele Gefangene. Laut ukrainischen Angaben vom 9. März sind mehr als 12000 russische Soldaten getötet worden, die sich freiwillig und nicht am Krieg beteiligen. Russische Behörden geben die genaue Anzahl der russischen Opfer nicht an.

Es wichtig zu verstehen, dass dies Putins Krieg ist und nicht der Krieg der russischen Bevölkerung. Putin führt nicht nur gegen die Ukraine Krieg, sondern auch gegen Russland. Russland ist jetzt ein völlig isolierter Staat. Es wird berichtet, dass vielen Soldaten gesagt wurde, sie würden nur zu Übungen gehen, stattdessen wurden sie zum Sterben in den Krieg geschickt. Fast alle in Russland haben Verwandte oder Freund*innen in der Ukraine.  In vielen Städten in ganz Russland gehen Menschen auf die Straßen, um zu protestieren, trotz zahlreicher Festnahmen, Schläge und Einschüchterungen von den Behörden. Seit dem 24. Februar sind laut dem russischen unabhängigen Menschenrechtsmedienprojekt OVD-Info 13797  Menschen festgenommen worden. Viele werden in Polizeistationen gefoltert.  Leute gehen ins Gefängnis, denn sie wollen keinen Krieg. In Russland ist es verboten, diesen Krieg einen Krieg zu nennen. Man soll in Russland den Krieg in der Ukraine eine “Militäraktion“ oder“ Befreiungsoperation“ nennen. Menschen, die die Ukraine finanziell unterstützen möchten, werden mit einem Artikel über Hochverrat bedroht. Viele Menschen haben ihre Arbeit verloren, weil sie ihren Protest offen gezeigt haben.  Der Staat hat fast alle unabhängigen Medien blockiert. Viele haben aufgrund eines neuen Gesetzes, das die Verbreitung von Informationen verbietet, die nicht der Position des Staates entsprechen, aufgehört Informationen über den Krieg zu verbreiten. Bei Verstößen gegen dieses Gesetz kann man mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bestraft werden. Soziale Netzwerke, wie Twitter und Facebook, in denen Informationen verbreitet werden und sich Menschen gegen den Krieg aussprechen, arbeiten auch nicht mehr.

Millionen von Menschen auf der ganzen Welt leiden heute unter der Situation in der Ukraine. Jeder hat Gründe dafür: Menschen versuchen in Angst ihre Lieben anzurufen oder Kontakt zu ihren Söhnen, Ehemännern und Brüdern aufzunehmen, die in den Krieg geschickt worden sind. Viele Leute wissen, dass sie ihre Lieben für lange Zeit nicht sehen und nicht in ihr Heimatland zurückkehren können. Viele Menschen lesen die Nachrichten und stellen mit Schmerz fest, dass sie fast nichts tun können. Niemand will diesen Krieg. Niemand will diese humanitäre und absolut grundlose Weltkatastrophe. Niemand will dieses ungeheuerliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Wir möchten denen, die im Zusammenhang mit den Ereignissen in der Ukraine leiden, unser Mitgefühl ausdrücken.  Wir möchten darauf hinweisen, dass jede Hilfe jetzt sehr wichtig ist. Zusammen können wir diese Grausamkeit beenden. Kein Krieg in der Ukraine!