Der Stille Held Otto Heinze

Im Frühling 2017 fing eine Projektgruppe des Immanuel-Kant Gymnasiums an die Vergangenheit von Otto Heinze aufzuarbeiten – nachdem ein andere Projektgruppe derselben Schule im Vorjahr das Schicksal von Wolfgang Heinze recherchiert und bereits mit einer Gedenktafel geehrt hatte. Informationen zu diesem Vorgängerprojekt finden Sie hier: http://erich-zeigner-haus-ev.de/einzelprojekt/?pid=54

Otto Reinhold Heinze wurde am 05.07.1894 als Kind des Fleischermeisters Max Heinze und seiner Frau Anna, geb. Meister, geboren. Er hatte die evangelisch-lutherische Konfession und ging nach der Schule in die Lehre als Bäcker. 1919 heiratete er seine Frau Hedwig Heinze, geb. Rosenberg. In dem Beruf des Bäckers arbeitete er bis 1922. Unterbrochen wurde seine Arbeit durch den 1. Weltkrieg, in dem Heinze als Kriegsfreiwilliger an der Westfront stationiert wurde, erkrankte er 1915 an Tuberkulose und wurde aus dem Dienst entlassen. Nach 1922 bezog er als Kriegsbeschädigter Vollrente und gab seinen Job auf. Er erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse für seinen Einsatz im ersten Weltkrieg. Während dieser Zeit bekamen er und seine Frau insgesamt 4 Kinder. Die Familie lebte bis 1951 durchgehend in der Marktstraße 5 in Lindenau. Von 1923-1937 wurde er 16 Mal aufgrund von Betrug, Rückfallbetrug, Meineid, Unterschlagung und Nötigung verurteilt. Darunter waren auch 2 politische Strafen aufgrund seiner Parteizugehörigkeit ab 1933. Er sympathisierte mit der SPD und der KPD und wurde schließlich Mitglied der KPD 1932. Ar nahm aktiv an der Arbeiterbewegung teil und galt als einer der fortschreitenden Helfer, der stets im Hintergrund bleiben wollte. Kurz nach Eintritt in die KPD wurde er zum Delegierten ernannt. Er nahm im Rahmen der großen Arbeiterstreiks in Mitteldeutschland einen Jungen bei sich auf, dessen Eltern politische Haftstrafen absaßen. Während dieser Zeit kümmerte er sich aufopferungsvoll um den Jungen und dieser wurde nahe zu Heinzes eigener Sohn. 1938 war seine Erkrankung weites gehend geheilt und er erhielt nur noch 30 % seiner Rente und nahm seinen Job als Bäcker wieder auf. Seine politische Verfolgung unter den Nationalsozialisten begann am 01.04.1944 und er wurde in Folge einer Denunziation verhaftet. Die Denunziation kam von dem Nachbarn Max Müller, der fälschlicherweise bei der Polizei angab, dass Heinze ausländische Sender abgehört haben soll. Da dies aber durch Heinze widerlegt werden konnte, suchte die Gestapo nach weiteren Gründen, um Heinze fest zu halten. Währenddessen wurde Heinze in Untersuchungshaft in Leipzig genommen. Sie bekamen den Tipp, dass er als Mitarbeiter in der Brotfabrik Pätz & Co russischen Kriegsgefangenen Brot gab und auch ein Flugblatt wurde bei ihm gefunden. Er blieb in Untersuchungshaft bis 12.04.1944, bevor er am 13.04.1944 in die Strafanstalt Leipzig verlegt wurde. Der Haftgrund lautete offiziell „Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung“.  Bis zum 29.09.1944 war Heinze dort inhaftiert und wurde am 11.10.1944 vom Volksgerichtshof Dresden zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung fand am 17.11. 1944 statt.

Nach seiner Ermordung musste sich die jüngste Tochter Ursula um ihre schwer kranke Mutter kümmern. Die Familie galt nach 1945 als Asozial. Da Ursula Heinze aber nicht vorbelastet war und eine nachweisliche Arbeitsstelle im Berliner Varieté vorweisen konnte, wurde sie als Hinterbliebene anerkannt. Ihr Vater wurde in der DDR zwar als Berufsverbrecher geführt, aber gleichzeitig auch als Kämpfer gegen den Faschismus anerkannt.

Die Gedenktafel wurde am 13. April 2018 um 16.30 Uhr in der Marktstraße 7 angebracht.

Das Projekt wurde gefördert vom Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ durch den Freistaat Sachsen.