Fünf Stolpersteine für die Familie Steinfeld
Seit Sommer 2024 beschäftigen sich 23 Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen des Gymnasiums Schkeuditz mit den Biografien der Familie Steinfeld aus Leipzig. Die Projektgruppe traf sich immer freitags nach dem regulären Schulunterricht, um das Schicksal der Familie und insbesondere von Heinz Steinfeld zu recherchieren. Das Projekt knüpfte an eine Studienfahrt an, die die Jugendlichen in die Gedenkstätte Groß-Rosen unternahmen, einem ehemaligen Konzentrationslager, in dem Heinz Steinfeld einige Zeit untergebracht wurde.
Die Familie Steinfeld bestand aus den beiden Eltern Jonas und Peppi Steinfeld. Der Vater Jonas wurde 1899 in Oswiecim (Polen) geboren und ging dann nach Leipzig, wo er seine Frau Peppi (Kummer) kennenlernte und heiratete, die 1899 in Leipzig geboren wurde. Jonas Steinfeld arbeitete als Kaufmann, seine Frau kümmerte sich als Hausfrau um die drei Kinder Ruth (*1924), Heinz (*1926) und Evelyn (*1929). Die Familie lebte in Leipzig bis 1935 in der Michalisstraße 3, später zogen sie in die Reichsstraße 14. Im Zuge der sogenannten Polenaktion im Oktober 1938 musste die Familie Leipzig verlassen und wurde aus dem Deutschen Reich ausgewiesen. Später lebten sie in der polnischen Stadt Sosnowiec, in der Nähe von Katowice. Die beiden Eltern und die Tochter Evelyn wurden zuletzt 1941/1942 in Sosnowiec gesehen. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. Im Frühjahr 1943 wurden alle polnischen Jüdinnen und Juden aus der Region Oberschlesien im Ghetto Sosnowiec zusammengefasst. Die meisten Insassen – einige Schätzungen belaufen sich auf über 35.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder – wurden im August 1943 mit Zügen in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Heinz Steinfeld musste zuerst im Auschwitzer Außenlager KZ Blechhammer und später im KZ Groß-Rosen als Tischler Zwangsarbeit leisten. Am 10. Februar 1945 wurde er von Groß-Rosen ins KZ Buchenwald verlegt. Dort verstarb er am 26. März 1945 angeblich an einer Blutvergiftung (Sepsis) in Folge einer bakteriellen Entzündung (Phlegmone), die auf die menschenunwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen zurückzuführen sind.
Im Jahr 1975 versuchte Ruth Lynsveld (geb. Steinfeld) Auskunft beim Internationalen Roten Kreuz zu Schicksal der Familie zu bekommen. Ruth Steinfeld überlebte als einziges Mitglied der Familie. Sie entkam der Abschiebung und versteckte sich bis 1940 bei einer Tante in Leipzig und wurde danach zur Zwangsarbeit ins KZ Hannsdorf (Hanušovice), einem Außenlager des KZ Groß-Rosen, deportiert. Noch bis in die 1960er Jahre suchte sie nach ihren verschollenen Angehörigen. Leider finden es keine weiteren Informationen über ihr Schicksal.
Die fünf Stolpersteine für die Familie Steinfeld sollen im Frühjahr 2026 in Leipzig verlegt werden.
- Die Projektgruppe besuchte ein Zeitzeuginnengespräch im Zuge der Studienfahrt
- Gedenkstätte Groß-Rosen
- Projektgruppe auf Studienfahrt in die Gedenkstätte Groß-Rosen