Ein Stolperstein für Alfred Bucher

Seit dem Jahr 2023 recherchierte ich, Helena Hummelsheim, Schülerin der 12. Klasse des
Gymnasiums Engelsdorfs, im Rahmen meiner Komplexen Leistung, die ich im Herbst 2024
fertigstellte, zu dem Widerstandskämpfer Alfred Bucher. Das Ziel meiner Arbeit und Recherche lag
darin, nachzuweisen, dass Alfred Bucher von den Nationalsozialisten verfolgt wurde und damit zu
beweisen, dass er einen Stolperstein verdient. Im Rahmen meiner Recherche arbeite ich mit dem
Erich-Zeigner-Haus zusammen, um möglichst viel von Alfred Buchers Geschichte aufzudecken. Die
Recherche begann mit nicht viel mehr als seinen Lebensdaten, seiner Herkunft und seinem Sterbeort.
Doch es gelang mir, den Großteil von Alfred Buchers Leben zu rekonstruieren und die Verlegung
eines Stolpersteines zu begründen.
Alfred Bucher wurde am 26.01.1898 in Trebsen in der Nähe von Leipzig geboren. Er zeigte viel
Interesse für Kunst und auch für Politik. Nach dem 1. Weltkrieg studierte Bucher an der Akademie
der Künste in Dresden und schrieb ab 1930 in Leipzig am Kabarett „Die Litfaßsäule“ Texte, die sich
gegen den Antisemitismus und den Nationalsozialismus aussprachen.
In dieser Zeit gründete Bucher eine Familie. Er heiratete Elli Bucher (geb. Reiber). Das Paar bekam
eine Tochter, Anita. Es lässt sich vermuten, dass Elli Bucher und ihre Familie dem Judentum
angehörten. Alfred Bucher war also nicht nur dadurch, dass er sich öffentlich gegen den
Nationalsozialismus aussprach, gefährdet, sondern auch durch seine Nähe zum Judentum.
Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 floh Bucher ins Exil nach Paris, wo er sich weiter für Kunst
und Politik engagierte. 1936 kämpfte Alfred Bucher vermutlich in den Internationalen Brigaden
gegen die Franco-Diktatur in Spanien. Wenn er am spanischen Bürgerkrieg teilnahm, war das Buchers
erster Widerstand, der über Worte, Schriften und Kunst hinausging. Im Jahr 1938 müsste er dann
spätestens nach Frankreich zurückgekehrt sein, da in diesem Jahr die Internationalen Brigaden
aufgelöst wurden.
Man weiß, dass Bucher 1940 in einem Internierungslager in Florac im Departement Lozère als
Forstarbeiter arbeitete. Von dort aus baute er Verbindungen unter anderem mit seinem Lamdsmann
Otto kühne auf, einem heute sehr bekannten Resistance Mitglied. Er ermöglichte Alfred Bucher,
1942/43 der Resistance beizutreten. Im Lozère wurde die französische Resistance vor allem von aus
Widerstandskämpfern bestehenden Gruppen, genannt Maquis, repräsentiert. Diese Gruppen, die
relativ unorganisiert waren, versuchten die Kontrolle der Deutschen und des Vichy Regimes im Süden
Frankreichs zu untergraben.
Nach überraschend erfolgreichen Kämpfen im Lozère 1944, für die sich drei Maquis
zusammenschlossen, um den deutschen Truppen entgegentreten zu können, wechselte Bucher, der
vorher dem Maquis „Veylet-Kühne“ angehörte, zu dem etwas größerem Maquis „Bir Hakeim“ Die
Gruppe „Bir Hakeim“ bestand aus 65 bis 80 Mann. Die Kämpfer machten sich auf den Weg nach La
Parade, um dort länger auszuharren. La Parade ist eine kleine Gemeinde auf der Hochebene Causse
Méjean und liegt in 993 Meter Höhe. Ein lokaler Gendarm, der die Gruppe Widerstandskämpfer
bemerkte, informierte seinen Vorgesetzten über den Maquis auf dem Weg nach La Parade. Deutsche
Truppen aus Mende bewegten sich sofort in Richtung La Parade und erreichten die Hochebene am
frühen Morgen des 28. Mai 1944. Die Truppe teilte sich auf und griff die Widerstandskämpfer von
zwei Seiten an. Durch dieses Einkesseln gab es nur einzelne Überlebende im Gefecht. Aus Berichten
dieser Überlebenden weiß man, dass auch Alfred Bucher am 28. Mai 1944 im Kampf gegen den
Nationalsozialismus ums Leben kam. Er wurde 46 Jahre alt.
Zur Erinnerung an die Opfer des Massakers von La Parade errichtete man eine Stele am Eingang des
Ortes. Hier findet man Alfred Buchers Namen. Im Herbst 2023 suchte und fand ich diesen Ort und
legte an der Stele Blumen nieder.
Buchers Frau und seine angeheiratete Familie wurden im KZ Auschwitz von den Nationalsozialisten
ermordet, davon erfuhr er wahrscheinlich bis zu seinem Tod nichts. Die Tochter Anita blieb bei ihrem
Großvater, doch ihr Schicksal bleibt unbekannt.
Alfred Buchers Leben war geprägt vom Einfluss des Nationalsozialismus, schon in seiner Jugend
versuchte er, dagegen anzukämpfen und starb schlussendlich wie viele andere Widerstandskämpfer
im Kampf gegen den Fremdenhass, die Unterdrückung und für die Freiheit.

 

 

Ortseingang von La Parade (Stele im Hintergrund)

 

Rückseite des Fotos (siehe erstes Bild – 1.v.r.) 1943

Inschrift auf der Stele von La Parade

Quelle: Helena Hummelsheim