Ein Stolperstein für Liane Krieg

Seit Herbst 2024 recherchierten Jugendliche aus der Klasse 9a der Lessing-Oberschule in Schkeuditz die Biografie und Verfolgungshistorie des kleinen Mädchens Ella Liane Krieg aus Leipzig-Lindenthal.

Ella Liane Krieg wurde am 3. November 1928 in Lindenthal bei Leipzig geboren. Ab dem dritten Lebensjahr zeigte sie epileptische Anfälle, die nach einer Masern-bedingten Enzephalitis 1931 zunahmen. 1933 diagnostizierte man bei ihr Epilepsie und Psychopathie. 1935 folgte die Einschätzung eines postenzephalitischen Zustands mit Erethie. Behandelt wurde sie mit Luminal (welches auch zur Tötung von „Patientinnen“ und „Patienten“ verwendet wurde), später auch mit Bromnatrium und Amylenhydrat, alles heutzutage weitestgehend obsolete Medikamente mit teils starken Nebenwirkungen.

Bereits ab dem Jahr 1934 galt das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses,“ das die Grundlage für Krankenmorde, Zwangssterilisationen und Verfahren vor dem „Erbgesundheitsgericht“ bildete. Jeder behandelnde Arzt im gesamten Reich unterlag ab diesem Zeitpunkt einer Meldepflicht für so genannte „Erbkrankheiten“ wie z.B. „Schwachsinn,“ Schizophrenie oder schwere körperliche Missbildungen. In den Augen der Nationalsozialisten waren diese Menschen „lebensunwert.“

Ab 1936 verschlechterte sich ihr Zustand, sie wurde als „sittlich gefährdet“ beschrieben. 1937 nahm man sie aus der Schule und wies sie am 24. August in die Sächsische Landesanstalt Chemnitz-Altendorf ein. Ihr Vater durfte sie so gut wie nie besuchen und erst recht nicht zeitweise nach Hause holen.

1938 erlaubte man ihr, versuchsweise wieder zur Schule zu gehen, doch nach einer Woche lief sie davon und der Versuch endete. Ihr Zustand blieb in der Folge instabil mit Phasen von Besserung und schweren Anfällen.

Ein Fluchtversuch im Februar 1939 führte zu weiteren Einschränkungen. Ab 1940 verschlechterten sich ihre Anfälle, die Medikation wurde angepasst. Am 28. Mai 1940 kam sie in die Heil- und Pflegeanstalt Hubertusburg, die im selben Jahr aufgelöst wurde. Am 17. Juli verlegte man sie nach Arnsdorf, ihr Vater wurde verspätet informiert.

Am 28. August 1940 transportierte man sie mit 112 weiteren Menschen in die T4-Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein, wo sie ermordet wurde. Zwei Wochen später erhielten ihre Eltern die falsche Todesnachricht aus Hartheim bei Linz in Österreich.

Die Verlegung des Stolpersteins für Ella Liane Krieg findet im Rahmen der Jüdischen Woche Leipzig am 17. Juni 2025 in der Erich-Thiele-Straße 6 in Leipzig-Lindenthal statt.