Vier Stolperstreine für die Familie Lipmann
Seit Sommer 2024 recherchiert eine Projektgruppe bestehend aus 8 Jugendlichen der 10. und 11. Klassenstufe des Geschwister-Scholl-Gymnasiums das Schicksal der Familie Lipmann aus Taucha. Im Zuge des Projektes besuchte die Gruppe das Jüdische Museum in Berlin sowie das Staatsarchiv in Leipzig. Mit Hilfe von Originaldokumenten erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler die Verfolgsgeschichte von Henriette, Samuel, Johanna und Jantof Lipmann.
Henriette Lipmann, geb. Kolender, wurde am 10. Mai 1890 in Leipzig geboren. Sie heiratete am 28. Januar 1919 nach jüdischem Ritus Samuel Scholem Lipmann in Leipzig und war als Hausfrau tätig. Samuel Scholem Lipmann wurde am 23.12.1890 geboren und arbeitete später als Borstenzurichter. Aus ihrer Ehe ging die gemeinsame Tochter Johanna Lipmann hervor. Diese wurde am 15. Mai 1920 in Leipzig geboren. Zusammen mit ihren Eltern wohnte sie in der Eilenburger Straße 21 in Taucha. In dieser Zeit begann sie eine Lehre als Näherin.
Samuel wohnte später jedoch in Leipzig und verließ im Dezember 1936 das Land. Über sein weiteres Schicksal sind keine Informationen bekannt. In Taucha wohnten Henriette und Johanna auch mit Jantof Lipmann zusammen, der wahrscheinlich mit Samuel verwandt war. Jantof Lipmann wurde am 25. April 1897 in Vilkaviškis in Litauen geboren und war als Arbeiter tätig. Jantof befand sich vom 16. September 1935 bis zum 29. Oktober 1935 aufgrund des Vorwurfs der „Rassenschande“ in Haft. Am 6.07.1937 wurde er ausgewiesen und flüchtete nach Litauen. Auch über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Am 19.02.1937 immigrierten Henriette und Johanna nach Frankreich. Hier wohnten sie zusammen in 87, Grande Rue La Tronche in La Tronche, bevor sie von dort in das Sammellager Drancy gebracht und schließlich am 7. März 1944 mit 1500 anderen jüdischen Menschen nach Auschwitz deportiert wurden. Mutter und Tochter wurden 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
Die vier Stolpersteine werden am 11. Juni 2025, um 9:00 Uhr in der Eilenburger Straße 21 in Taucha verlegt.
- Die Projektgruppe im Jüdischen Museum in Berlin