Ein Stolperstein für Erich Ferl

In dem im Oktober 2023 beendeten Stolpersteinprojekt, in Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern der Neuen Nikolaischule Leipzig, recherchierten 13 Jugendliche aus den Klassenstufen 9 bis 12 zu dem Leipziger Kommunisten und Arbeiterburschen Erich Ferl. In alle zwei Wochen stattfindenden Projekttreffen rekonstruieren die Schülerinnen und Schüler unter professioneller Anleitung mithilfe von Originaldokumenten die Biographie von Erich Ferl.

Erich Ferl wird am 24.12.1915 in Leipzig, Paunsdorf geboren. Seine Kindheit erlebt er in Paunsdorf bis die Familie 1924 in die Wurzener Str. 173 nach Leipzig Sellerhausen-Stünz umzieht. Erich Ferl besucht insgesamt acht Jahre lang die Volksschule und beginnt dann eine Lehre zum Steinsetzer, die er aufgrund der wirtschaftlichen Situation in Deutschland nach 1929 abbrechen muss und arbeitslos wird. Sein Vater stirbt 1926 bei einem Arbeitsunfall als Rangierer bei der Eisenbahn, woraufhin Ferl mit seiner Mutter Milda Ferl (geb. Luckner) und seinem jüngeren Bruder alleine zusammenwohnt. Durch seinen Onkel Herbert Luckner engagiert sich Erich Ferl bereits früh im KJVD. Ferl und seine Genossen trafen sich oft im KPD Parteilokal „Parkfrieden“ in der Härtingstraße. So auch am 23.03.1933 als der SA-Sturm 106 das Lokal überfiel und es räumte. Auf den fliehenden Erich Ferl wurde geschossen – getroffen von fünf Kugeln starb er einen Tag darauf im Krankenhaus St. Jakob. Erich Ferl starb im jungen Alter von 17 Jahren. Die „Neue Leipziger Zeitung“ schreibt am 25.03.1933 in einem Artikel: so „muß der Arbeiterbursche von seinen eigenen Parteigenossen angeschossen worden sein“ und entlastet so die örtliche SA und Polizei.

Am 26. Oktober 2023 nahmen etwa 40 Menschen an der Stolpersteinverlegung für Erich Ferl teil. Wir freuen uns besonders, dass wir mit seiner ehemaligen Adresse als Verlegungsort einen authentischen Platz zur Erinnerung schaffen konnten. Damit schließen wir die erinnerungspolitische Lücke, die ab 1989 bestand, da die damalige Erich-Ferl-Straße in die Wurzner Straße umbenannt wurde. Wir danken den Schüler*innen der Neuen Nikolaischule und der betreuenden Lehrerin für ihr Engagement, sowie allen Spender*innen, den Musiker*innen, der AG Stolpersteine und allen Anwesenden!