Ein Stolperstein für Hans Blume
Im aktuellen Stolpersteinprojekt des Erich-Zeigner-Haus e.V. mit dem Evangelischen Schulzentrum in Bad Düben erarbeiten die Schülerinnen der 9. und 10. Klasse im Rahmen des Unterrichts im Ganztagsangebot die Biographie von Hans Blume und recherchieren die Geschichte dessen Verfolgung im Nationalsozialismus.
Hans Blume wurde am 11. April 1904 außerehelich in der Königlichen Frauenklinik in Dresden geboren. Seine Mutter war Selma Blume, später verheiratete Volk, eine Verkäuferin evangelischer Konfession. Der Vater Siegfried Lindemann war Jude, deshalb wurde Hans Blume im Sinne der nationalsozialistischen Rassendefinition als „Mischling ersten Grades“ kategorisiert.
Der Kaufmann Hans Blume war seit 1935 mit Gertrud Böhlemann (Jg. 1911) verlobt. Aufgrund der Nürnberger Rassegesetze wurde dem Paar jedoch die Eheschließung verboten und in der Folgezeit sowohl der Umgang miteinander, als auch mit dem gemeinsamen Kind, durch die Behörden untersagt. Laut einer Volkszählung vom 17. Mai 1939 wohnte Hans Blume bis dahin gemeinsam mit seiner Verlobten und seinem Kind in der Gustav-Adolf-Straße 26 in Bad Düben. Diese Adresse bildet zugleich den letzten freiwillig gewählten Wohnort des Mannes.
Nachdem ein unerlaubter Kurzbesuch Hans Blumes bei seiner Familie durch Nachbarn verraten wurde, erfolgte die Verhaftung und er wurde von Juli bis September 1944 im Untersuchungsgefängnis Halle inhaftiert. Ab September wurde er dann im Arbeitserziehungslager (AEL) in Zöschen interniert und musste dort in den LEUNA-Werken Zwangsarbeit leisten. Im Lager herrschten unhaltbare Arbeits-, Lebens- und Hygieneumstände. Die Häftlinge mussten zum Teil in Zelten leben, lange Fußmärsche zu ihren Arbeitsorten zurücklegen und bis zu zwölf Stunden täglich arbeiten. Hans Blume verstarb am 20. November 1944 in Zöschen. Als offizielle Todesursache wurde eine Blutvergiftung (Sepsis), aufgrund einer bakteriellen Entzündung (Phlegmonen) unbehandelter Verletzungen, angegeben. Es ist davon auszugehen, dass die Entzündungen als Folge der körperlichen Schwäche, der unerträglichen Arbeitsbedingungen und den unmenschlichen hygienischen Zuständen im Lager zum Tod von Hans Blume geführt haben.
Gertrud Böhlemann lebte nach dem Tod ihres Verlobten weiterhin mit dessen Mutter im gemeinsamen Haus in Bad Düben. Wir konnten im Zuge des Projektes den Sohn von Hans Blume, Joachim Böhlemann, ausfindig machen und für ein Zeitzeugengespräch in die Schule einladen. Die LVZ berichtete über das Gespräch: https://www.lvz.de/lokales/nordsachsen/bad-dueben/bad-dueben-erster-stolperstein-erinnert-an-hans-blume-SRECK6ANJNBBJAA6RUG3CKXKSQ.html
Am 21. Juni 2023 fand das Projekt mit der Verlegung des Stolpersteines durch den Künstler Gunter Demnig und einer kulturellen Umrahmung seinen würdigen Abschluss. Die LVZ berichtetet über die Verlegung: https://www.lvz.de/lokales/nordsachsen/bad-dueben/bad-dueben-der-erste-stolperstein-ist-verlegt-QKNNWJ655ZDN5KYLD22FNYE3GM.html