Ein Stolperstein für Karl Hering

Im aktuellen Stolpersteinprojekt mit der Lessing-Oberschule in Schkeuditz arbeiten 15 Jugendliche der 9. Klasse die Biografie von Herrn Karl Hering auf. Gemeinsam mit dem Geschichtslehrer Herr Dube treffen wir uns alle zwei Wochen in der Schule oder an einem außerschulischen Lernort. Zu Beginn besuchten wir die bereits verlegten Stolpersteine in der näheren Umgebung der Schule und machten uns Gedanken über die Bedeutung der Inschrift. In der folgenden Sitzung hat uns Herr Neubert vom Stadtmuseum Schkeuditz über das Gelände des Sächsischen Krankenhaus Altscherbitz geführt und uns einen Einblick in die Vergangenheit dieser Einrichtung gegeben. Auch das Erich-Zeigner-Haus und dessen Geschichte lernten die Jugendlichen kennen.

In den letzten Sitzungen vor den Ferien lag der Fokus auf der Aktenarbeit. Die Gruppe bekam Einsicht in die Krankenakte des Herrn Hering und konnte so Schritt für Schritt die Stationen seines Lebens erfassen:  Herr Karl Hering, geboren am 26.11.1887 in Schkeuditz, wurde am 19.9.1940 in Brandenburg/Havel vergast. Er war arm und lebte von seiner Ehefrau getrennt, da er sich wohl als Kürschner auf Wanderschaft befand. Nachdem er sich wegen „Mundraubs“ und einiger kleinerer Vergehen vor Gericht verantworten musste, wurde er in den Krieg geschickt. Dort erlitt er zuerst eine Schussverletzung am Arm, dann am Kopf. Als er nach der Kopfverletzung im Lazarett angab, dass er nicht auf die Engländer schießen wolle, da diese es ja auch nicht wollten, wurde ihm eine leichte Seelenstörung attestiert. Ansonsten konnte er klar und zeitlich orientiert auf alle Fragen antworten. Dennoch begann mit dieser Diagnose sein langjähriger Aufenthalt in der „Nerven- und Heilanstalt Altscherbitz“, nur einmal wurde er für wenige Wochen entlassen, um kurz darauf wieder aufgenommen zu werden. Die Diagnose veränderte sich in den Akten nicht. Seine Frau ließ sich nach einigen Jahren aufgrund seiner Seelenstörung scheiden. Der letzte Eintrag in seiner Krankenakte lautet: „Ab 19.9.1940 abgeholt.“

Als Aufgabe für die Sommerferien teilt sich die Gruppe in Kleingruppen auf, um die gesammelten Informationen in einem ersten Text zu verschriftlichen. Nach den Ferien wird es dann schwerpunktmäßig an die Textarbeit und die Flyergestaltung für die Spendensammlung im Herbst gehen.

 

Das Projekt wird unterstützt durch die Partnerschaft für Demokratie Nordsachsen.