Stolpersteine für Walter und Thekla Jolowicz

Das Schicksal der Familie Jolowicz

Thekla Jolowicz wurde am 29. Juli 1912 als Kind von Margarete und Max Hermann Heine in Leipzig geboren. Zusammen mit ihren drei Geschwistern Charlotte, Hermann Adolf und Walter wuchs sie in einem wohlhabenden Elternhaus auf, da die Familie Heine das deutschlandweit größte Tuchversandhaus „Tuchhaus Gebr. Heine“ leitete. 1934 heiratete sie Walter Jolowicz und bekam mit ihm in den darauffolgenden Jahren 1935 und 1936 ihre zwei Kinder Angelika Marianne und Max Herbert Michael Jolowicz; gemeinsam lebten sie in der Ferdinand-Rhode-Straße 30 (heutige 28).

Da die jüdische Familie eine Verfolgung durch das NS-Regime fürchtete, machte sie bereits 1938 eine Eingabe an das Reichspropagandaministerium, in dem sie einen Antrag auf Auswanderung nach England stellte. Aus unbekannten Gründen wurde Walter Jolowicz jedoch im Oktober 1938 sein Pass abgenommen, was eine Ausreise aus dem nationalsozialistischen Deutschland verhinderte. Anschließend wurde er im November 1938 im KZ Buchenwald in die so bezeichnete „Schutzhaft“ genommen.

Seine Entlassung Ende 1938 erfolgte unter Bedingung der Ausreise der Familie Jolowicz. Ohne gültige Papiere und aufgrund andauernder Komplikationen war dies allerdings nicht möglich. Im Anschluss an die Entlassung konnte Walter Jolowicz nicht arbeiten und litt unter gesundheitlichen Problemen.

Da sie keinen anderen Ausweg sah, entschloss sich die Familie Jolowicz daher zur Flucht, welche jedoch nicht gelang. Thekla und Walter wurden am 01. Februar 1939 von der Gestapo festgenommen. Nach verschiedenen Gefängnisaufenthalten in Leipzig wurde Thekla am 10. Oktober 1939 entlassen. Walter Jolowicz kam erst am 1. April 1940 frei.

Noch am gleichen Tag floh die Familie nach Stockholm in Schweden und emigrierte später in die USA. In New York gründeten sie nun mit dem Namen „Johnson“ gemeinsam mit ihrem Schwager Kurt Jacoby die „Academic Press“, einen erfolgreichen wissenschaftlichen Buchverlag. Thekla Jolowicz starb 1986, ihr Ehemann im Jahr 1996. Die beiden Kinder gründeten in den USA ihre eigenen Familien.

Walter Joseph Jolowicz, geboren am 29. Juli 1908 in Leipzig, war Sohn des jüdischen Buchhändlers Dr. Leo Jolowicz und seiner Frau Martha geb. Finkelstein. Er studierte an den Universitäten Heidelberg, Wien, London und Leipzig von 1927 bis 1930 Archäologie und absolvierte gleichzeitig seine buchhändlerische Lehrzeit. Ab 1930 war er im erfolgreichen Familienunternehmen „Akademische Verlagsgesellschaft und Buchhandlung G. Fock GmbH“ tätig.

Die Stolpersteinverlegung fand am 03. November 2021 ab  in der Ferdinand-Rhode-Straße 28 in Leipzig statt.

 

Das Projekt wird gefördert vom Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ durch den Freistaat Sachsen

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