Eine Gedenktafel für Familie Rotter

Das Schicksal der Familie Rotter

Die Familie Rotter war eine von vielen jüdischen Familien aus Leipzig, die unter dem nationalsozialistischen Regime verfolgt wurden. Das Familienoberhaupt Adolf Rotter bekam mit seiner Ehefrau Eugenie Rotter (geb. Hein) vier Söhne – Otto, Karl Josef, Curt und Fritz Egon. Gemeinsam lebten sie in der Gemeindestraße 27.

Im Jahr 1903 gründete Adolf Rotter die „Rauchwarengrosshandlung Rotter und Kommission“ am ehemaligen Brühl 45, welche er bis zu seinem Tod 1930 betrieb. Neben seinem weiteren Engagement in der jüdischen Gemeinde zu Leipzig (u.a. als Synagogen-Kommissar) gründete er am 19. August 1920 gemeinsam mit ca. 50 weiteren Personen den jüdischen Sportklub (SK) „Bar
Kochba“ Leipzig, für den er fortan als 1. Vorsitzender tätig war. Seine Söhne waren ebenfalls als Mitglieder oder Fußballspieler im Sportklub aktiv. Nachdem er eines natürlichen Todes verstarb, wurde er auf dem neuen jüdischen Friedhof beerdigt, auf dem sein Grab noch heute zu finden ist. Die Leitung des Geschäftes übernahm fortan seine Ehefrau Eugenie Rotter, die dabei von ihren Söhnen unterstützt wurde. Die weiteren Familienmitglieder wurden unter dem nationalsozialistischen Regime verfolgt, zur Flucht gezwungen, in verschiedene Konzentrationslager deportiert und ermordet.

Eugenie Rotter, die am 04.09.1875 in Zauchtel bei Mähren geboren wurde, konnte im August 1939 nach Frankreich entkommen und starb 1942 in Paris.

Der älteste Sohn der Familie, Otto, wurde am 21.11.1896 in Moravska Nova Ves (dt. Mährisch Neudorf) geboren. Er war Kaufmann und ebenfalls Inhaber einer 1922 gegründeten „Rauchwarengrosshandlung“. Gemeinsam mit seiner Frau Marianne Rotter (geb. Vogel) sowie ihren zwei Söhnen, Heinz und Klaus-Adolf, lebten sie in der Funkenburgstraße 4. Im Jahr 1933 emigrierte Otto nach Paris. Marianne, Heinz und Klaus-Adolf folgten ihm 1934. Die Familie wurde in Paris verhaftet und getrennt nach Auschwitz deportiert. Alle vier wurden 1942 in Auschwitz ermordet. Da auch Eugenie in diesem Jahr in Paris verstarb, lässt sich ein Zusammenhang der Schicksale vermuten.

Karl Josef Rotter wurde am 11.02.1898 ebenfalls in Tschechien geboren. Er arbeitete als Vertreter und Fußballspieler im SK „Bar Kochba“. Am 12.11.1938 wurde er verhaftet und in das KZ Sachsenhausen deportiert. Nachdem er einen Monat darauf zunächst entlassen wurde, kam er am 16.12.1941 nach einer erneuten Verhaftung In das KZ Groß-Rosen und wurde noch am selben Tag ermordet.

Fritz Egon, der zweitjüngste Sohn der Familie, wurde am 08.11.1901 in Leipzig geboren. Er war als Geschäftsführer der „Rachwarengrosshandlung“ seines Vaters tätig. Nachdem er den VfB Leipzig, in dem er über 10 Jahre Fußball spielte aufgrund von „Arisierungsmaßnahmen“ verlassen musste, schloss er sich dem JSV Kochba an und nahm dort verschiedene Positionen, u. a. in der Leitung des Jugendausschusses, ein. Fritz Egon wurde am 07.11.1939 zum ersten Mal verhaftet. Am 16.12.1941 wurde er erneut verhaftet und in das KZ Groß-Rosen deportiert, wo er am selben Tag wie sein Bruder ermordet wurde.

Der jüngste Sohn der Familie, der Kaufmann Curt Rotter, wurde am 23.07.1904 in Leipzig geboren. Ihm gelang vermutlich 1940 die Flucht in die Vereinigten Staaten. Er verstarb 1998 in New York.

Die Gedenktafel zu Ehren des Engagements und der Arbeit der Familie wurde am 29. Oktober 2020 an der Fassade des Gebäudes, das heute auf dem Grundstück des ehemaligen Rauchwarengeschäftes der Familie Rotter unter der Adresse „Brühl 33“ (ehemal. „Brühl 45“) befindlich ist, eingeweiht.

 


 

Die Gedenktafel soll auch zukünftig ein Zeichen der öffentlichen Erinnerung an die Familie, ihre Geschichte und ihre Verfolgung unter dem NS-Regime sein.

Wir bedanken uns bei allen, die an der Enthüllung der Gedenktafel teilgenommen haben, den Schülerinnen und Schülern der Projektgruppe für ihre Arbeit am Projekt und die Vorbereitung der Einweihungsveranstaltung, dem anwesenden Chor für die musikalische Begleitung, Frau Dr. Gerlinde Rohr (Leiterin Sportmuseum Leipzig a. D.) und Herrn Yuval Rubovitch für die Redebeiträge zur Geschichte der Familie und des SK Bar Kochba.

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem DGB-Stadtverband durchgeführt und von der Holger-Koppe-Stiftung gefördert.