Stolpersteine für Charlotte Rohde, Georg Fritzsche und Ernst Hennig

Mit dem neuen Schuljahr im Herbst 2018 begann auch ein weiteres Stolpersteinprojekt mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Schkeuditz. Bereits das fünfte Mal infolge beginnt nun eine Schülergruppe des Gymnasiums Schkeuditz mit der Recherche zu Opfern des Nationalsozialismus aus Schkeuditz, um darauf basierend Stolpersteine zu verlegen. 15 SchülerInnen der 10. Klasse setzten und setzen sich bis zur Verlegung in diesem Jahr in theoretischer und praktischer Weise mit der NS-Geschichte auseinander. Nachdem in den letzten Jahren bereits Steine für die verfolgte, jüdische Familie Goldberger, den Kommunisten Kurt Beyer und die Sinti-Familie Laubinger/Steinbach verlegt worden und 2018 vier weitere Steine für jüdische Opfer, die dreiköpfige Familie Engelberg und Osias Krumholz, angefertigt worden sind, konnte nun am 29. November 2019 drei weiteren Menschen gedacht werden. Da sie alle der Euthanasie zum Opfer fielen, konnte durch die Verlegung der Stolpersteine zudem einer weiteren Opfergruppe gedacht werden, die zuvor am Schkeuditzer Gymnasium noch nicht innerhalb eines Jugendprojektes thematisiert wurde.

So recherchierten die Schüler und Schülerinnen im Laufe des Jahres intensiv zu den Schicksalen von Charlotte Rhode, Georg Fritzsche und Ernst Hennig.

Die Projektgruppe bei der Recherche

Charlotte Marie Rohde wurde 1894 geboren. Sie befand sich bereits 1928, vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten, in der Universellen Nervenklinik. Tatsächlich hatte sie höchstwahrscheinlich psychische Probleme, der sie sich auch selber bewusst war. Ihr wurde damals offiziell „Schizophrenie“ diagnostiziert. Nachdem sie sich im Anschluss an ihre Einweisung in die Universitätsklinik in verschiedenen Anstalten befand, verstarb sie am 14.10.1940 in der Landesheil- und Pflegeanstalt Altscherbitz. Die offizielle Todesursache lautete „körperlicher Verfall“ – dass dies jedoch ohne Eingriff der Ärzteschaft passiert ist, kann angezweifelt werden. Der Stolperstein für Charlotte Rohde wurde in der Weststraße 4 verlegt.

Des Weiteren untersucht die Schülergruppe die Lebensumstände von Franz Johannes Georg Fritzsche. Er wurde am 10.10.1902 in Schkeuditz geboren und lebte dort mit seinen Eltern in der Litzmannstraße 11, heutige Herderstraße. 1924 wurde er in die Landesheil- und Pflegeanstalt Altscherbitz eingewiesen, wo er 1941 zu Tode kam. Der Stolperstein für Georg Fritzsche wurde in der Herderstraße 11 verlegt.

Nachdem das Projekt der Schülerinnen und Schüler aus Schkeuditz zunächst nur die Recherche zweier Schicksale vorsah, erhielt der Verein von einem Zeitzeugen (J. Dietrich) Informationen zu seinem Großvater, der ein ähnliches Schicksal erleiden musste. Herr Dietrich war 2018 durch einen Artikel in der Leipziger Volkszeitung auf das letzte Stolpersteinprojekt des Gymnasiums Schkeuditz aufmerksam geworden und entschied sich daraufhin, sich beim Erich-Zeigner-Haus e.V. zu melden. Er berichtete, dass sein Großvater im selben Haus wie Osias Krumholz gelebt habe und auch er ein Opfer der Euthanasie gewesen sei. Er nahm 2018 an der Verlegung des Gedenksteins für Osias Krumholz teil und brachte bereits erste Dokumente mit, die das Schicksal seines Großvaters belegten. Im Oktober 2018 traten Henry Lewkowitz und Herr Dietrich erneut in Kontakt um über das Schicksal von Friedrich Ernst Hennig zu sprechen. Herr Dietrich stellte dem Verein für die Recherche mit den SchülerInnen Kopien von Dokumenten, die er selbst auffinden konnte, zur Verfügung. Weil es ihm ein großes Anliegen war, dass die Geschichte seines Großvaters noch zu seinen Lebzeiten weitergetragen wird, entschied sich der Verein dazu, die Personenrecherche von Ernst Hennig direkt aufzunehmen und damit das Stolpersteinprojekt auf drei Schicksale auszuweiten.

Friedrich Ernst Hennig befand sich in der Landesheil- und Pflegeanstalt Altscherbitz, wurde am 23.10.1940 von dort aus in die Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel deportiert und dort am selben Tag umgebracht. Sein Stolperstein wurde in der Schillerstraße 9 in Schkeuditz verlegt.

Im Rahmen des Projektes lernten die Schülerinnen und Schüler aus Schkeuditz über die Euthanasie im Nationalsozialismus sowie über die Hintergründe der individuellen Schicksale aus Schkeuditz. Zudem gestalteten sie im Anschluss an die Personenrecherche eigens ein kulturelles Rahmenprogramm, planten den Tag der Verlegung und gingen mithilfe eines selbst erstellten Informationsflyers erfolgreich auf Spendensammlung, um die Anfertigung der drei Gedenksteine zu finanzieren.
Die Verlegung der Stolpersteine fand am 29. November 2019 um 9 Uhr statt und war gut besucht. Wir bedanken uns bei den Schüler*innen, dem Oberbürgermeister Herrn Bergner und allen Bürger*innen, die durch Spenden das Projekt unterstützt und/oder an den Verlegungen teilgenommen haben.

         

Das Projekt wurde gefördert vom Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ durch den Freistaat Sachsen.