Stolpersteine für Kurt Günther und seine Familie
Seit Anfang des Jahres 2018 recherchierten Schülerinnen und Schüler des Neuen Nikolaigymnasiums Leipzig zu dem politischen verfolgten Kurt Günther. Er engagierte sich zur Zeit der Herrschaft der Nationalsozialisten in der SPD. Seine Frau Minna Milda als auch sein Sohn Lohtar litten als unmittelbar Betroffene ebenfalls unter dem Schicksal Kurt Günthers.
Kurt Wilhelm Günther ist am 03. Januar 1895 in Leipzig als Sohn des Brauereiarbeiter Friedrich Wilhelm und seiner Frau Adelheid Günther, geb. Flossmann geboren. Am 17. Juni 1922 heiratete er die am 21. Januar 1897 geborene Milda Günther, geb. Flossmann. Sie bekamen einen gemeinsamen Sohn Lothar, der am 10. September 1927 geboren wurde.
Kurt Günther nahm von 1915-18 am Ersten Weltkrieg, im Infanterieregiment 179, teil und erhielt dafür das Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Er gehörte der Gewerkschaft Freidenker an und war seit 1919 Mitglied der SPD. In den Jahren zwischen 1927 und 1932 hatte er vierzehn Vorstrafen, seit dem März 1933 war er als Redakteur erwerbslos. Kurt Günther verteilte die als illegal eingestufte Zeitschrift „Neuer Vorwärts“, weshalb er wegen „Vorbereitung des Hochverrats“ verhaftet wurde. Am 29.07.1934 kam er in Untersuchungshaft in Leipzig, die Urteilsverkündung war am 29.06.1935. er erhielt unter Einschließung der Untersuchungshaftzeit 3 Jahre und 6 Monate Zuchthaus. Am 16. Juli wurde er nach Waldheim eingeliefert und kam nach dreieinhalb Jahren nicht frei, sondern wurde am Tag seiner Entlassung, am 28. Februar 1938 nach Dresden in Schutzhaft verlegt. Dort saß er nur wenige Tage, ehe er am 03. März 1938 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert wurde, in welchem er am 07. Juni 1940 ermordet wurde – die offizielle Todesursache war ein angebliches Magenleiden. Während er all die Jahre inhaftiert war, besuchten seine Frau Milda und sein Sohn Lothar in regelmäßig. Am 07. Juli 1938 hielt seine Frau der Verzweiflung nicht mehr stand und beging Suizid, ihr Sohn kam zu Kurts Bruder Willy Günther. Lothar wurde jedoch von den Nazis mit 17 in den Krieg eingezogen und starb im Januar 1945 an der Front.
Am 23.11. 2018 wurden erneut Stolpersteine durch Künstler Gunter Demnig in Leipzig verlegt – darunter auch die Steine der Familie Günther in der Kurt-Günther-Straße 12. Eine Vielzahl an Menschen kamen zur Verlegung und konnten am kulturellen Programm teilhaben, in dem die Projektgruppe den Inhalt des Projektes, das Vorgehen der Arbeit und das Schicksal, vorrangig von Kurt Günther, vorstellten. Auch ein Gedicht wurde vorgestellt und Musikbeiträge waren zu hören. Für Minna Günther konnte ein Stolperstein, für Sohn Lothar ein Basaltstein verlegt werden. Das Projekt wurde gefördert von der F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz.