In Gedenken an die Opfer des „Nationalsozialistischen Untergrund“

Vor 21 Jahren, am 09.09.2000, fand die rassistische Mordserie des sog. Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) mit dem Mord an Enver Şimşek seinen Ausgang. Şimşek wurde an seinem Blumenstand in Nürnberg-Langwasser durch mehrere Schüsse lebensbedrohlich verletzt und verstarb zwei Tage später im Krankenhaus. Zwischen den Jahren 2000 und 2007 ermordete das rechtsterroristische Kern-Trio um Uwe Bönhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe mit Hilfe eines breiten Unterstützer*innennetzwerks neun weitere Personen aus rassistischen Motiven:

Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat sowie die Polizistin Michèle Kiesewetter.

Das seit 1998 aus dem Untergrund agierende Kern-Trio vertrat neben einem rassistischen auch ein antisemitisches Weltbild und propagierte dieses: Die Liste antisemitischer Vorfälle im Kontext des NSU ist lang und reicht von Drohungen gegen den damaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden Ignatz Bubis bis hin zu dem in Eigenproduktion entstandenen, NS-verherrlichenden und Holocaust-relativierenden Spiel ‚Pogromoly‘, durch dessen Vertrieb der NSU Geld erwirtschaftete.

Die Ermittlungen der Sicherheitsbehörden wurden bis zur Selbstenttarnung des NSU im Jahr 2011 vorwiegend im (familiären) Umfeld der Ermordeten geführt, die Hinweise der Betroffenen auf einen rassistischen und rechtsextremen Hintergrund nicht ernst genommen. Stattdessen suchten die Behörden Verbindungen zur organisierten Kriminalität oder ins Drogenmilieu. Neben einer Kontinuität der Bagatellisierung und Entpolitisierung rechtsterroristischer Taten offenbart sich hieran folglich ebenso der institutionelle Rassismus innerhalb von Sicherheitsbehörden. Auch dies stellt eine Kontinuität dar, mit der sich 20 Jahre nach dem NSU auch die Hinterbliebenen der Opfer des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau konfrontiert sehen.

Wir gedenken der Opfer des NSU und zeigen uns solidarisch mit den Hinterbliebenen.