14 Stolpersteine für Familie Rafe

Ein Projekt von Schüler*innen der Neuen Nikolaischule Leipzig im Jahre 2016 umfasste 14 Stolpersteine für die jüdische Familie Rafe aus Leipzig. 3 Generationen der Familie wurden mit dem Projekt gewürdigt.

Die Familie Rafe zählte vierzehn Familienmitglieder aus 3 Generationen. Dazu gehörten: Großmutter Ester Jocha Else, geborene Lustigmann, Großvater Boruch, deren Kinder Frieda Bella, verheiratet mit Yechiel Herc, Moses Moritz verheiratet mit Helen, geborene Heinick, Hermann Bernhardt und Albert Aron, verheiratet mit Sarah Sophie, geborene Mokran sowie die Enkel Horst, Siegfried, Carl Heinz, Clara sowie Rosa Lea. Zunächst wohnten die Großeltern mit ihren vier Kindern in der Hainstraße 31. Frieda Bella Rafe und Ihr Ehemann Yechiel Herc zogen an den Brühl 2 mit den Töchtern Clara und Rosa Lea. Moses Moritz Rafe heiratete Helen Heinick und zog mit den Kindern Carl Heinz und Siegfried Rafe in die Eberhardtstraße 11. Albert Aron und Sarah Sophie zogen mit ihrem Sohn Horst Rafe in die Wahrenerstraße 19. Yechiel, Frieda und ihre Töchter wurden 1938 im Rahmen der „Polenaktion“ abgeschoben und nach dem Ausbruch des Krieges in das Ghetto Lodz deportiert. Hermann Bernhardt reiste für einen Soccer Cup nach Palästina, wobei ihm seine Familie die Rückkehr nach Deutschland verweigerte, um ihn vor den Nazis zu schützen. Horst wurde bei seinem Fluchtversuch nach Belgien gefasst. Ester wurde in das Getto Theresienstadt deportiert, wo sie 1942 verstarb. Moses Moritz wurde in Belgien gefasst und nach Auschwitz deportiert und ermordet. Seiner Frau Helen und seinen Kinder gelang jedoch die Flucht über die Niederlande in die USA. Yechiel, Frieda, Rosa Lea und Clara wurden im späteren Verlauf des Krieges vom Ghetto Lodz aus nach Auschwitz deportiert. Yechiel wurde dort das letzte Mal gesehen. Vermutlich wurde er ermordet. Rosa Lea erkrankte in Auschwitz an „Typhus“ und wurde in das Krankenlager verlegt, was jedoch einem Totesurteil gleichkam. Frieda und Clara wurden von Auschwitz aus nach Bergen Belsen verlegt. Frieda Bella starb nur ein paar Wochen vor der Befreiung ebenfalls an „Typhus“. Sarah Sophie wurde von Magdeburg aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Aron Albert Rafe wurde ab 1939 mehrfach interniert und von der Haftanstalt Groß Strehlitz 1941 aus zu einem unbekannten Ziel deportiert. Seine Ermordung ist sehr wahrscheinlich. Horst Rafe wurde bei einem Fluchtversuch nahe Aachen festgenommen und in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Von dort aus wurde er in das Konzentrationslager Dachau und anschließend nach Buchenwald deportiert, bevor er in Auschwitz ermordet wurde. Gerade einmal fünf Mitglieder der Familie Rafe überlebten den Holocaust.

Mit der einzigen noch heute lebenden Zeitzeugin 86-jährigen Clara Ringel, geb. Rafe, führte die Projektgruppe ein Zeitzeugeninterview via Skype in New York durch.

Um alle Mitglieder im Sinne einer Familienzusammenführung nach den Schrecken der Naziverfolgung wieder zu vereinen, wurden die 14 Steine unter dem Beisein der Familienangehörigen und Nachfahren der jüdischen Familie Rafe aus Leipzig am 19. September 2016 vor dem ehemaligen Wohnhaus am Brühl2/Hainstraße 31 verlegt.

 

 

Zeitzeugengespräch mit Clara Ringel via Skype

Zeitzeugengespräch mit Clara Ringel via Skype

 

Familie Rafe

Familie Rafe

 

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Im Vordergrund: Die Überlebende Clara Ringel mit dem Künstler Gunter Demnig

 

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