1 Stolperstein für Marie Mindel Naundorf

Die SchülerInnen des freien Gymnasiums Naunhof haben sich im Jahr 2016 dazu entschieden, dass Sie gerne in Form eines Stolpersteinprojektes an die Verfolgung und das Schicksal von Marie Mindel Naundorf aus Naunhof erinnern möchten. Von 2016 bis 2017 recherchierten sie schließlich ihr Schicksal.

Marie Mindel Naundorf, geboren Marie Malecki, stammte gebürtig aus Polen und galt unter den Nationalsozialisten als eine  sogenannte „Volljüdin“. Sie erblicke am 19.11.1892 in Kalisch das Licht der Welt. Marie war die Älteste der 3 Geschwister. Ihre jüngere Schwester Sara Aussenberg, geb. Malecki, wurde 1896 geboren und wurde ebenso Opfer der Nationalsozialisten. 1939 floh sie nach Italien, wurde am 30.11.1943 verhaftet und am 21.04.194 in den Lagern Teramo und Fossoli interniert, bevor sie am 16.05.1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Der jüngste der Geschwister war Hirsch Hermann Malecki, der 1898 geboren wurde. Er wurde am 12.11.1938 im Rahmen einer „Sonderaktion“ verhaftet und in das KZ Sachsenhausen interniert. Dort gelang ihm am 21.11. 1939 die Flucht. Es besteht die Möglichkeit, dass er als Einziger der Geschwister überlebt hat.
Marie Mindel zog 1935 nach Naunhof, um ihr Leben mit ihrem Ehemann zu verbringen. Von nun an war sie Hausfrau und kümmerte sich um ihre Kinder Trautel, Dorle und Anny. Das glückliche Familienleben hielt jedoch nicht lange, da sich ihr Mann wahrscheinlich aus Selbstschutz und Angst vor der Verfolgung der NS-Diktatur von ihr trennte. Bis zu ihrer Verhaftung wegen „Beleidigung deutschblütiger Frauen“ lebte sie in der Bahnhofstraße 19 in Naunhof, an dem Ort, wo wir den Stolperstein verlegen werden. Vom 20.11.1940 wurde sie von der Staatspolizei verhaftet und bis zum 14.02.1941 inhaftiert. Damit änderte sich ihr Leben schlagartig. Darauf folgte ihre Deportation am 14.02.1941 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück im Norden Deutschlands. Dort wurden ca. 135000 Häftlinge registriert, die aus 40 Nationen und Volksgruppen stammten.
Durch unmenschliche und unhygienische Bedingungen erkrankte sie an Urämie (Nierenversagen mit Harnvergiftung) und verstarb schließlich am 12.05.1942.
Somit schafften es die Nazis erneut eine unschuldige Familie auseinanderzureißen, ein Leben auszulöschen und ein Stück des jüdischen Lebens in Naunhof wegzunehmen. In Naunhof verlegen wir den Stolperstein für Marie Mindel, aber nicht für ihre beiden Geschwister, da deren zuletzt freigewählter Wohnort in Leipzig in der Löhr-Str. 3 war. Dem Schicksal von Sara und Hirsch Hermann wird sich eine neue Projektgruppe annehmen.

Die Verlegung des Stolpersteins fand am 29.05.2017 um 9.00 Uhr in der Bahnhofsstraße 19 statt.

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