1 Stolperstein für Theodor Erich Boss
Die Leipziger Schülerinnen und Schüler der 94. Unesco-Oberschule Leipzig recherchierten seit dem Jahr 2016 das Schicksal des Juden Theodor Erich Boss aus Leipzig. Die Verlegung des Stolpersteins fand am 27.05.2017 um 14.30 Uhr gegenüber der Nordstraße 24, seinem letzten freiwillig gewählten Wohnort, statt.
Theodor Erich Boss wurde als Kind von Meyer Boss und Hulda, geborene Lotz am 16.10.1880 in Breslau geboren. Er ging dem Beruf des Arbeiters nach. Am 11.11.1938 wurde er als „Aktionsjude“ in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht und am 21.11.1938 wieder entlassen. „Aktionsjude“ ist eine Bezeichnung für eine umfassende Maßnahme zur Inhaftierung zehntausend jüdischer Männer, die im Vorhinein der Pogromnacht geplant wurde. Die meisten Inhaftierten „Aktionsjuden“ saßen in den Konzentrationslagern Buchenwald oder Dachau ein. Ziel war es, den Auswanderungsdruck auf die Juden durch Demütigung und unmenschliche Behandlung zu erhöhen. Die Entlassungen aus den Konzentrations-lagern erfolgte nach kurzer Zeit und wellenartig, sodass zuerst alle Kranken, körperlich Behinderten und über sechzigjährigen „Aktionsjuden“ freikamen. Es folgten Entlassungen aller Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs und jüdischer Jugendlicher jünger als sechzehn Jahre. Die letzte Welle erreichte die Entlassung der über Fünfzigjährigen. Wie auch Theodor Erich Boss blieb es allerdings vielen Juden verwehrt aus Deutschland und Österreich in andere Länder auszuwandern, da die schwierigen Einreise-bedingungen vieler potenzieller Aufnahmeländer die Flucht unmöglich oder sehr schwer machten. So wurde eine Vielzahl in der Folgezeit in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Erich Boss wohnte zuletzt in der Nordstraße 24 in Leipzig und wurde am 23.02.1940 im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Am 5.9.1940 wurde er in das KZ Dachau überführt und starb am 6.3.1941.