Eine Stolperschwelle für Nossen

Seit Sommer 2024 erforschen Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Nossen die Geschichte des ehemaligen KZ-Außenlagers Nossen und die Biografien der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die in Nossen untergebracht und ermordet wurden.

Das Außenlager Nossen des KZ Flossenbürg bestand vom November 1944 bis zum 14. April 1945. Bis Ende 1944 kamen über 300 Häftlinge in das Lager, und Ende Januar 1945 waren 471 Gefangene registriert. Insgesamt waren etwa 650 Häftlinge in Nossen inhaftiert, davon etwa 100 Juden. Ein Drittel der Gefangenen waren Polen und ein weiteres Drittel stammte aus der Sowjetunion. Die übrigen Häftlinge kamen aus neun weiteren Ländern. Zunächst waren die Häftlinge in den Kellergeschossen der Klostermühle untergebracht, wo sie für die Firma Firma Warsitz Nossen (Nowa) Waffenhülsen herstellen mussten. Später mussten sie ein Barackenlager außerhalb der Stadt aufbauen, das erst im Februar 1945 bezogen wurde. Täglich wurden etwa 140 Häftlinge unter Bewachung mit der Bahn nach Roßwein gebracht, wo sie in Tag- und Nachtschichten für die Firma Ernst-Broer-Werke (Ebro), eine Metallgießerei, arbeiten mussten.

Das Lager wurde von Kommandoführer Wetterau und 53 SS-Wachmännern bewacht. Über 100 Häftlinge starben, die meisten von ihnen fielen im Frühjahr 1945 Krankheiten zum Opfer. Der Lagerarzt Schmitz aus dem KZ Flossenbürg ordnete bei einer Inspektion die Überstellung von kranken Häftlingen nach Flossenbürg an.

Am 14. April 1945 wurde das Außenlager Nossen evakuiert. Die Häftlinge wurden teils zu Fuß, teils in Zügen nach Leitmeritz (Litoměřice) gebracht. Es wird angenommen, dass kranke und marschunfähige Häftlinge in drei Bahnwaggons verladen wurden, wobei der genaue Verlauf des Bahntransports ungeklärt ist. Etwa 200 marschfähige Häftlinge marschierten in Richtung Krummenhennersdorf. Die genaue Wegstrecke der Evakuierung ist nicht dokumentiert, aber es wird vermutet, dass die Nossener Häftlinge von den Kolonnen der Colditzer und Jenaer Häftlinge eingeholt und vermutlich mit ihnen zusammen nach Leitmeritz (Litoměřice) marschierten. Zehn jüdische Häftlinge aus Nossen wurden von Leitmeritz nach Theresienstadt (Terezín) überstellt.

Im Gedenken an die Opfer der NS-Zwangsarbeit in Nossen soll im Herbst 2025 vor dem ehemaligen Außenlager eine Stolperschwelle eingelassen werden.

Weitere Informationen zur Geschichte der NS-Zwangsarbeit in Nossen und Flossenbürg finden Sie hier.