Eine Stolperschwelle für Taucha

Die dunkle Geschichte des KZ-Außenlagers Taucha

Die HASAG (Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft) war eine ehemalige Lampenfirma, die in Vorbereitung des 2. Weltkriegs zum Infanteriemunitionsherstellungswerk umgebaut wurde. Unter der Leitung des späteren SS-Sturmbannführers Paul Budin wurde das Werk ab 1935 zu einer der größten deutschen Munitionsfabriken und produzierte fast ausschließlich für die Wehrmacht.

Ab 1940 übernahm die HASAG Fabriken in den besetzten polnischen Gebieten, in denen überwiegend Jüd*innen Zwangsarbeit leisten mussten. Allein im Arbeitslager Skaržysko-Kamienna arbeiteten 25.000 jüdische Zwangsarbeitende, von denen aufgrund der widrigen Arbeitsumstände und regelmäßiger Erschießungen der „Arbeitsunfähigen“ nur wenige überlebten.

Von 1944 bis April 1945 mussten insgesamt rund 14.500 Gefangene in Deutschland für die HASAG arbeiten.

In der Nähe des Bahnhofs Taucha befand sich ein Außenlager des KZ-Buchenwald, dessen Häftlinge für die HASAG arbeiten mussten. Wir verlegen für sie und weitere Zwangsarbeitende der Erla Maschinenwerk GmbH, welche u.a. am Markt in Taucha untergebracht waren, daher eine Stolperschwelle im Mai 2022. In dem Außenlager waren vom September 1944 bis zum April 1945 etwa 1.271 weibliche und 960 männliche Häftlinge interniert, darunter Sinti*zze und Rom*nja, jüdische Gefangene, politisch Verfolgte und Staatenlose. Die genaue Zahl der Gefangenen lässt sich jedoch nicht vollständig rekonstruieren. Die Inhaftierten leisteten schwere Zwangsarbeit mit täglich zwölf Stunden harter körperlicher Arbeit unter schwierigsten Bedingungen. Zusätzlich litten sie unter mangelnder Hygiene, wodurch es zum Ausbruch von unzähligen Krankheiten wie Influenza oder Typhus kam. Bei Arbeitsunfähigkeit erfolgten die Rückdeportationen u.a. in die Konzentrationslager Ravensbrück und Buchenwald.

Am 14. April 1945 begann aufgrund der näher rückenden Alliierten die Evakuierung des Außenlagers Taucha durch die SS. Die Inhaftierten wurden auf sogenannte Todesmärsche in Richtung Teplitz (im heutigen Tschechien) geschickt. Schwache Häftlinge wurden zurückgelassen oder unterwegs erschossen. Ungefähr 80 kranke Häftlinge und Pfleger*innen blieben unter Bewachung des „Volkssturms“ zurück. Diese wurden erst am 19./20. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit.

Die Verlegung der Stolpersteinschwelle fand im Mai 2022 statt.