Ein Stolperstein für Hans Gustav Rühle

Zehn Jugendliche aus dem E-Werk Oschatz recherchierten im Rahmen eines Projektes an vier Samstagen die Biografie und die Verfolgungsgeschichte des jungen Mannes Hans Gustav Rühle aus Oschatz.

Hans Gustav Rühle wurde am 21. Oktober 1919 in Oschatz geboren. Er lebte gemeinsam mit seinen Eltern Gustav und Ida (geb. Klüngler) Rühle in der Mannschatzer Straße 29 im Ortsteil Zschöllau. Bereits im Alter von zwei Jahren traten bei ihm epileptische Anfälle auf. Ab Ostern 1926 besuchte er die Volksschule Zschöllau. Aufgrund der häufigen Anfälle wurde er jedoch zurückgestellt. Im Juni des folgenden Jahres wurde Hans Gustav Rühle in die Landesheil- und Pflegeanstalt Hochweitzschen eingeliefert. Seine spätere Patientenkartei gibt „erbliche Epilepsie“ als Krankheitsbild an. Aufgrund dieser Diagnose wurde Hans Gustav Rühle von den Nationalsozialisten als „lebensunwert“ bezeichnet und verfolgt. Am 11. Dezember 1933 wurde er in die Landesanstalt Chemnitz-Altendorf verlegt. Infolge des 1934 in Kraft getretenen „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ wurde im November 1936 zudem seine Zwangssterilisation beschlossen und im März des folgenden Jahres durchgeführt.

Im Jahr 1940 wurde Hans Gustav Rühle zunächst von Chemnitz nach Hubertusburg und im April weiter nach Waldheim verlegt. In mehreren ärztlichen Dokumenten aus verschiedenen Anstalten wird er als albern, willensstark und aufgedreht beschrieben. Am 24. Oktober 1940, nur drei Tage nach seinem 21. Geburtstag, wurde Hans Gustav Rühle schließlich in einem Sammeltransport von Waldheim nach Pirna-Sonnenstein transportiert und dort noch am selben Tag ermordet.

In der Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein töteten die Nationalsozialisten in den Jahren 1940 und 1941 rund 13 720 vorwiegend psychisch kranke und geistig behinderte Menschen. Sie wurden im Rahmen der nationalsozialistischen Krankenmorde, der sogenannten Aktion T4, in einer Gaskammer im Keller der Anstalt umgebracht.

Die Verlegung des Stolpersteins in der Mannschatzer Straße 29 soll im Sommer 2025 stattfinden.

Die LVZ berichtete in zwei Artikeln über das Projekt.

Das Projekt wird von der Partnerschaft für Demokratie Nordsachsen gefördert.