Ein Stolperstein für Erich Vogel
Erich Wilhelm Vogel wurde am 19. Oktober 1895 in Oschatz geboren. Vogel besuchte von 1902 bis 1910 die Volksschule in Oschatz. Anschließend begann er seine Ausbildung beim Lehrerseminar in Oschatz (heute Thomas-Mann-Gymnasium), welche er im Dezember 1915 abschloss. Er kämpfte als Soldat im Ersten Weltkrieg, was sein Weltbild prägte. Sein Sohn Tilo Vogel schrieb in einem Brief 1953: „Er hatte den preußischen Militarismus und die deutsche Kriegsmaschine kennen und hassen gelernt.“
Ab 1919 arbeitete Vogel als Hilfslehrer in Limbach und trat wenig später der dortigen KPD bei, welche ihn als Schulleiter vorschlug. Vogel wurde daraufhin am 1. Februar 1923 durch das Bezirksschulamt bestätigt. Als Lehrer wurde er sowohl von seinen Schülern als auch deren Eltern sehr geschätzt und half besonders den schwachen Schülern sowie denen aus armen Familien. 1931 zog die Familie Vogel nach Oschatz, wo Erich an der Volkhochschule arbeitete. Nach der Machtübernahme der NSDAP 1933 wurde Vogel aus dem Schuldienst entlassen („Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“).
Am 8. April 1933 wurde Vogel dann in Schutzhaft genommen. Inhaftiert war er zunächst im Lager Pappenheim und vom 19. Mai bis zum 26. Juni 1933 im KZ Colditz (Außenstelle KZ Sachsenburg).
1935/36 wurden 42 Personen angeklagt wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ und Landesverrat. 20 von ihnen, darunter Vogel, wurden am 13. September 1935 im KZ Sachsenburg inhaftiert. Sie sollen „Schulung[en] der Teilnehmer in den Gedankengängen der marxistisch-kommunistischen Einheitsfrontbestrebungen“ organisiert haben. Vogel selbst wusste lediglich von den Fahrten. Infolge der Ermittlungen wurde Vogel freigesprochen doch erst im Mai 1936 aus dem KZ Sachsenburg entlassen.
Am 27. Oktober 1937 schrieb der Kreisleiter der NSDAP eine Beurteilung über Vogel. Vogel war vor 1933 engagiertes Mitglied der KPD. Außerdem ist vermerkt, dass er in mindestens 2 Konzentrationslagern inhaftiert war. Seit seiner Entlassung sei er jedoch nicht negativ aufgefallen. Er und seine Kinder seien jetzt selbst Mitglied in nationalsozialistischen Verbänden. Man dachte, Vogel würde in Zukunft „für den Nationalsozialistischen Staat und seine Einrichtungen bejahend eintreten“.
Erich Vogel wurde am 1. September 1939 erneut mit dem Grund „politisch“ im Polizeigefängnis Leipzig inhaftiert. 7 Tage später kam er ins KZ Buchenwald und wurde am 12. Januar 1940 wieder entlassen.
Vogel starb am 21. Juni 1943 an den Folgen der Haftbedingungen.
In der DDR wurde in Oschatz eine Kampfgruppe nach Vogel benannt. Auch die Volksschule, an der Vogel bis 1933 unterrichtete, wurde nach ihm benannt (heute: Robert-Härtwig-Oberschule). Die Schüler*innen der Erich-Vogel-Oberschule errichteten zudem eine Gedenkstätte für Vogel.
Das Projekt wird von der Partnerschaft für Demokratie Nordsachsen gefördert.