Ein Stolperstein für Salomo Weissglas
Seit Sommer 2023 recherchieren Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse des Maria-Merian-Gymnasium Schkeuditz gemeinsam mit dem Erich-Zeigner-Haus e.V. die Biografie und das Schicksal von Salomo Weissglas aus Schkeuditz.
Salomo Weissglas wurde am 01. Dezember 1901 in Meseritz (Międzyrzecz im heutigen Polen) geboren. Später lebte er in Schkeuditz in der Waldstraße 13 und arbeitete als Textilwarenhändler. Weissglas gehörte dem jüdischen Glauben an und war Mitglied in der Israelitischen Kultusvereinigung und Synagogengemeinde in Halle/Saale. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten führte zu einer Zunahme von Zwangsmaßnahmen gegenüber jüdischen Menschen. So wurde Salomo Weissglas die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen und er musste im Dezember 1938 sein Geschäft abmelden. Im Juni 1939 musste er sich mehrfach bei der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) melden und ab 1940 Zwangsarbeit in den Hüttenwerken Trotha in Halle leisten. Vom 06. August bis zum 23. Oktober wurde Weissglas außerdem im Polizeigefängnis Leipzig inhaftiert. Während seiner Haft wurde seine Wohnung ohne sein Wissen anderweitig vermietet. Weissglas war nach seiner Entlassung obdachlos und irrte zwischen Leipzig, Schkeuditz und Halle umher. In seiner Verzweiflung versuchte er sich 24. Oktober sowie am 27./28. Oktober 1940 das Leben zu nehmen. In Folge dessen kam Salomo Weissglas zur Behandlung in das Israelitische Krankenhaus nach Leipzig. Von dort ist ein Aufnahmeprotokoll überliefert, in dem er sein Leid schildert: “(…) in der Nacht vom 27. zum 28.10. (irrte ich) wiederum planlos durch die Stadt. Im Augenblick eines völligen Nervenzusammenbruches fasste ich den festen Entschluss aus dem Leben zu scheiden, um diesen, für mich untragbaren Zustand, ein Ende zu setzen.“
Nach dem Krankenhausaufenthalt verliert sich zunächst die Spur von Salomo Weissglas. Vermutlich floh er noch vor der deutschen Invasion im April 1941 ins damalige Jugoslawien. Dort lässt sich belegen, dass er spätestens ab dem 28. Februar 1944 im Konzentrationslager Jasenovac (im heutigen Kroatien) inhaftiert wurde. Das Lager wurde seit 1941 von dem faschistischen und Hitler-treuen kroatischen Ustascha-Regime betrieben. Weissglas musste dort im Lager IV (Kožara) in einer Lederfabrik Zwangsarbeit leisten. Salomo Weissglas wurde nur wenige Tage vor der Befreiung des Lagers am 20/21. April 1945 bei einem Massenausbruchsversuch von den Soldaten des Ustascha-Regimes erschossen. Insgesamt wurden im Konzentrationslager Jasenovac 80.000 bis 100.000 Menschen ermordet.
Leider konnte die Gruppe keine Bilder von Salomo Weissglas finden. Lediglich seine Unterschrift unter dem Aufnahmeprotokoll im Krankenhaus blieb von ihm übrig.
Die Stolpersteinverlegung für Salomo Weissglas fand am 07. Juni 2024, um 11 Uhr in der Waldstraße 13 in Schkeuditz statt. Die LVZ berichtete über die Verlegungen in Schkeuditz: https://www.lvz.de/lokales/nordsachsen/schkeuditz/schkeuditz-schueler-erinnern-an-ns-opfer-und-euthanasie-in-altscherbitz-OMMIHZQO35C25GVYLU66LXACIU.html