Ein Stolperstein für Paul Weise
Das Schicksal von Paul Weise
Paul Hermann Weise wurde am 25.09.1894 in Geithain geboren. Er entstammte einer Arbeiterfamilie und besaß die deutsche Staatsbürgerschaft. Seine Mutter war Klara Anna Weise (geb. Nitzsche) und war von Beruf Hausfrau. Sein Vater, Paul Hermann Weise, war Fabrikleiter und Mitglied in der USPD. Paul hatte sieben Geschwister: Elsa Claus (geb. Weise) sowie Kurt, Otto, Willy, Reinhard, Walter und Alfred Weise.
Im August 1920 heiratete er Paula Zimmermann und bekam 1921 mit ihr eine Tochter, die sie Gertrud nannten. Im Haushalt der Familie lebte außerdem noch Elfriede Hansen, die Stieftochter Paul Weises.
Nach acht Klassen des Volksschulunterrichts in Geithain absolvierte Paul Weise drei weitere Klassen an einer Fortbildungsschule, ehe er die Kreisparteischule in Hartmannsdorf besuchte. Er arbeitete danach vornehmlich als Ziegeleiarbeiter, engagierte sich jedoch gleichermaßen in der Politik. Vor 1945 war er zuerst Mitglied in der SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands), in der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und in der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands). Nach 1945 engagierte er sich weiterhin politisch innerhalb der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) und unter anderem im FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund). Im Rahmen seiner politischen Laufbahn nahm er zudem zahlreiche Funktionen ein – so war er z.B. von 1945 bis 1946 der 1. Bürgermeister in Geithain.
Während der nationalsozialistischen Diktatur wurde Paul Weise aufgrund seiner politischen Einstellung verfolgt, inhaftiert und gefoltert. Am 24.07.1933 wurde er wegen „illegaler Betätigung“ verhaftet und ins KZ Colditz gebracht. Von dort aus kam er am 20.08.1933 in das Amtsgerichtsgefängnis nach Colditz.
Nach nur ca. einem Monat des Aufenthaltes wurde er ins Landesgerichtsgefängnis nach Freiberg verlegt, wo er vom Sondergericht des Landes Sachsen wegen eines „Verbrechen gegen das Sprengstoffgesetz“ zu einer Haftstrafe von 2 ¼ Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, welche er in Waldheim und Zwickau verbrachte. Im Dezember 1935 wurde er in das Konzentrationslager nach Sachsenburg überführt, in dem er bis Ende August 1936 inhaftiert war. Nach acht Jahren ohne Haft, aber unter dauernder Polizeiaufsicht, wurde er im Rahmen der „Aktion Gitter“ verhaftet und am 20.08.1944 in das KZ Sachsenhausen deportiert. Am 14.12.1944 endete seine Haft und er kehrte nach Geithain zurück.
Aufgrund seines anhaltenden Engagements in der Politik bekam Paul Weise zahlreiche Auszeichnungen und Anerkennungen. In der DDR wurde ihm beispielsweise die Verdienstmedaille überreicht. Zudem erhielt er eine Ehrung durch den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze und die Medaille als „Kämpfer gegen den Faschismus“.
Paul Weise ging nach fortlaufender Arbeit als Rohrleger und Landarbeiter 1961 in Rente. Er wohnte bis 1946 in der Richard Höferstraße 2, der heutigen Eisenbahnstraße 2. In seinem letzten Lebensjahr zog er aus Gründen der Pflege bei seiner Tochter Gertrud einzog. Er verstarb am 19.10.1983.
Die Verlegung des Stolpersteines fand am 19. April 2021 um 11.30 Uhr in der Eisenbahnstraße 1b in Geithain statt.
Auch die Tochter von Paul Weise wohnte der Veranstaltung bei.
Wir bedanken uns auch im Namen der Schüler:innen ganz herzlich bei allen, die das Projekt unterstützt, begleitet und der Verlegung des Stolpersteins beigewohnt haben.
Materialien für die Projektarbeit:
Arbeitsblatt zum Thema Stolpersteine.pdf
Arbeitsblatt zum Thema Zuchthaus.pdf
Input – Das politische Geschehen in Deutschland 1933-1945 Teil 1 und Lernstandanalyse
KZ Colditz Arbeitsblatt.pdf
KZ Sachsenburg.pdf
KZ Sachsenhausen Arbeitsblatt.pdf
Dieses Projekt steht in einer gemeinsamen Kooperation mit dem Flexiblen Jugendmanagement.