Zeitzeugengespräche

Eine Zeitzeugin erzählt – 15.12.2016

Erzählungen aus und über den Krieg, seinen Schrecken und das menschliche Leid aus dem Mund einer Person hören zu können, die all das selbst erlebt hat, sind ein seltenes Privileg. Schüler der Klassenstufe 10 der Oberschule am Adler und des Gymnasiums Schkeuditz, 11. Klässler des Nikolai-Gymnasiums sowie 9 Schüler aus den Klassen 7-9 unseres Hauses hörten der Zeitzeugin Frau Oberländer, geboren 1931 in der Nähe von Breslau, zu, als diese aus ihrem bewegten Leben erzählte. Vor der sowjetischen Armee floh sie mit ihrer Familie und kehrte nach Kriegsende in das Heimatdorf zurück. Das damals junge Mädchen beerdigte mit einem kleinen Trupp die in der Heimatstadt überall liegenden Toten, beseitigte Tierkadaver und pflegte Kriegsverwundete. Sie erlebte Vergewaltigungen durch einrückende Soldaten und erzählte von einem Suizid eines überzeugten Nationalsozialisten, der zuvor noch seine Frau und sein Kind umbrachte. Eindringlich schilderte sie ständigen Hunger und die harte Arbeit, die Ausbreitung von Krankheiten, den Gestank des Todes und das Grauen des Krieges. Viehwaggons, etwas anderes gab es nicht, dienten den Menschen als Transportmittel und brachten sie und ihre Familie schließlich nach Leipzig. Seit ca. 60 Jahren lebt sie nun im Erich-Zeigner-Haus, in dem das Gespräch stattfand. Immer wieder nahm sie Bezug auf den Krieg in Syrien, stellvertretend für alle anderen Konfliktherde der Welt, und die flüchtenden bzw. vertriebenen Menschen. Sie könne nicht verstehen, wie man diese Leute abweisen könne, so Frau Oberländer.

Ihre Botschaft in drei Worten – Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Frieden.

Dankesworte, Blumenstrauß und Schokolade – kleine Präsente, die die Bedeutung ihrer Erzählungen an diesem Nachmittag nicht aufwiegen können.
I. Thiele“