Wir trauern um Friedrich Magirius (1930-2025)

Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von unserem Ehrenmitglied Friedrich Magirius, der am 13. Oktober im Alter von 95 Jahren verstorben ist.

Der im Juni 1930 in Dresden geborene Theologe Friedrich Magirius prägte über Jahrzehnte das gesellschaftliche und demokratische Leben der Stadt Leipzig als Leiter der Aktion Sühnezeichen, Superintendent des Kirchenbezirks Leipzig-Ost, Moderator am Runden Tisch 1989/90 und später als Stadtpräsident von Leipzig.

Gemeinsam mit dem Pfarrer Christian Führer gestaltete er die Freidensgebete in der Leipziger Nikolaikirche und versuchte stets zwischen den Fronten zu vermitteln. Er suchte den Dialog zwischen den Menschen, brachte Jung und Alt zusammen und suchte dort Versöhnung, wo Konflikte, Hass und Zwietracht herrschten. Besondern bei jungen Menschen hinterließ er großen Eindruck bei seiner Arbeit als Leiter der Aktion Sühnezeichen. Das Wachhalten der Erinnerungen an die NS-Zeit und die Grausamkeit der Menschen lagen ihm besonders am Herzen.

Jedes Jahr zum 9. November, am Tag der Erinnerung an die Reichspogromnacht, begleite Friedrich Magirius uns als Erich-Zeigner-Haus e.V. 2020 trat er in die Fußstapfen des Chemikers und Politikers Prof. Cornelius Weiss und hielt an seiner Stelle stets eine mehnende Ansprache an die Umstehenden und ging vor den Stolpersteinen auf die Knie, um sie zu reinigen. Jedes Jahr, bis ins Alter von 93 Jahren. Im vergangenen Jahr war ihm anzusehen, wie sehr es ihn schmerzte, dies nicht mehr tun zu können.

Als 8 jähriger Junge erlebte er in Dresden die Reichspogromnacht und den Krieg. Was er erlebte und wie sehr es ihn erschütterte, wozu Menschen fähig waren, wurde er nie müde mit uns und den anderen zu teilen. Es war ihm ein besonderes Anliegen, besonders jungen Menschen nahe zu bringen, dass sich dies niemals wiederholen darf, er aber zunehmend erlebt, wie der Umgang miteinander und mit Minderheiten in Deutschland schlechter wurde. Er ermahnte uns, die Geschichte nicht zu vergessen und stets die Veröhnung und den Dialog zu suchen. Jedes Jahr am 9. November waren wir von seiner positiven Hartnäckigkeit, seinem Engagement und seinem Mut beeindruckt und werden immer dankbar dafür sein.

Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihm nahestanden.


Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Friedrich_Magirius.jpg