Vortrag und Podiumsgespräch am 22.06.2023
„Kontinuität des Rechtsterrorismus? – Von den Anfängen in der Weimarer Republik bis in die Gegenwart“
Die Geschichte des Rechtsterrorismus in Deutschland ist lang und reicht zurück bis in die Weimarer Republik. Exemplarisch ist hier der Mord an dem Politiker und Außenminister Walther Rathenau durch zwei Mitglieder der paramilitärischen und rechtsradikalen Organisation Konsul im Jahr 1922 zu nennen. Der Mord an Rathenau war auch ein Angriff auf die noch junge Demokratie und zielte auf die Destabilisierung des demokratischen Systems. Die Tatmotive und Ziele lesen sich dabei erschreckend aktuell. Antidemokratische Bestrebungen und Umsturzfantasien sind auch gegenwärtig zentral im Denken rechtsradikaler und rechtsterroristischer Akteure. Dass dem Hass gegenüber Politiker*innen, die für eine demokratische Gesellschaft einstehen, konkrete Taten folgen können, zeigt auch der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Doch auch bereits nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs finden sich bis in die Gegenwart zahlreiche Beispiele rechtsterroristischer Anschläge in der (alten) Bundesrepublik, wie etwa das Oktoberfestattentat 1980 in München oder die Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrund. So drängen sich die Fragen auf: Inwiefern handelt es sich hierbei tatsächlich um Kontinuitäten? Können die Ereignisse, Entwicklungen und Hintergründe auf die Gegenwart übertragen werden? Wie unterscheiden sich Strukturen, Akteure, Ziele und Motive in der Zeit der Weimarer Republik im Vergleich zum Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik?
Diese und weitere Fragen sollen im Rahmen der Veranstaltung „Kontinuität des Rechtsterrorismus? – Von den Anfängen in der Weimarer Republik bis in die Gegenwart“ mit dem Historiker Prof. Dr. Martin Sabrow und dem Soziologen Hendrik Puls thematisiert und diskutiert werden.
Prof. Dr. Martin Sabrow ist Historiker und war Direktor des Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam sowie Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Seine Dissertation verfasste er zum Thema „Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar“. Er ist zudem Autor des Buches „Der Rathenaumord und die deutsche Gegenrevolution“, das 2022 in einer Neuauflage erschien.
Hendrik Puls ist Soziologe, Promotionsstipendiat der Hans-Böckler-Stiftung und Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Bielefeld im Fachbereich Sozialwesen. Er arbeitet als freier Journalist und forscht unter anderem zu den Themen Neonazismus und Rechtsterrorismus. Er ist Herausgeber des Sammelbandes „Rechtsterrorismus in der alten Bundesrepublik. Historische und sozialwissenschaftliche Perspektiven“, dass 2023 im Verlag Springer VS erschien.
Die Veranstaltung findet am 22. Juni 2023 von 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr im Erich-Zeigner-Haus in Leipzig-Plagwitz statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Wir bitten um eine formlose Anmeldung bis zum 19.06.2023 an veranstaltungen@erich-zeigner-haus-ev.de.