Zwei Stolpersteinverlegungen des Erich-Zeigber-Haus e.V. am 14. September 2022 in Leipzig

Am 14. September 2022 finden zwei vom Erich-Zeigner-Haus e.V. durchgeführte Jugendprojekte ihren Abschluss mit den Stolpersteinverlegungen für Irma Faber und die Familie Nemann.

Seit dem Jahr 2021 recherchierten und rekonstruierten 15  Schüler*innen aus der Oberschule Schkeuditz außerschulisch das Schicksal der Jüdin Irma Faber.

Die im Jahr 1902 Jahr geborene Irma Faber wuchs mit ihren Eltern Salomon und Sidonie Faber und den drei weiteren Brüdern Herbert, Erich und Georg in Leipzig auf. Irma Faber erlernte den Beruf der Kontoristin. In der Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft litt die ganze Familie Faber unter ihrer jüdischen Herkunft. Irmas Vater erlebte das Schicksal seiner Familie nicht mehr mit und starb 1935 im Alter von 69 Jahren. Ihre Brüder mussten das Land verlassen. Als Irma Faber und ihre Mutter zwangsweise in sogenannte „Judenhäuser“ ziehen sollten, starb die Mutter im Jahr 1942 in einem jüdischen Altersheim. Irma Faber wurde nach dem Tod ihrer Mutter wegen „Umgang mit Ariern“ verhaftet. Am 26. Februar 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Der Stolperstein wird am Mittwoch, 14. September, um 9:00 Uhr in der Mariannenstr. 3 verlegt.

Die zweite Stolpersteinverlegung wird am 14. September, um 11:30 Uhr in der Christianstr. 15 stattfinden.

Seit April 2021 recherchierten Schüler*innen der 10. und 11. Klasse des Johannes-Kepler-Gymnasiums das Schicksal der in Leipzig ansässigen jüdischen Familie Nemann während der NS-Diktatur.

Das Ehepaar Wilhelm und Johanna Nemann (geb. Jacob) stammte aus dem heutigen Polen und gründete in den 1920er Jahren in Halle (Saale) ihre fünfköpfige Familie. Mit ihren drei Kindern Mirjam Agathe, Gideon Michael und Joachim Adolf zogen sie 1936 in die Leipziger Christianstraße 15. Die Familie engagierte sich in zahlreichen Sportvereinen und Organisationen, so beim Turnverein Bar Kochba oder in der Synagogengemeinde.

Wilhelm Nemann war ein progressiver, der Sozialdemokratie nahestehender Jurist. Er verteidigte Angeklagte in Abtreibungsprozessen – schon damals nach §218 – und wurde als Anwalt der sogenannten Roten Hilfe gelistet. Unter anderem wegen dieser politischen Ausrichtung war er im Juni 1933 als einer der ersten vom Berufsverbot der Nationalsozialisten betroffen. Die beiden ältesten Kinder Mirjam und Gideon wanderten beide 1936 bzw. 1939 nach Palästina aus und entkamen somit dem NS-Regime. Die beiden Eltern und ihr jüngster Sohn wurden ab 1940 in verschiedene Leipziger Judenhäuser zwangsumgesiedelt. Am 10.05.1942 wurde die Familie nach Bełżyce (Lublin, Polen) deportiert, wo sich ihre Spur verliert.

Sie sind herzlich eingeladen den Stolpersteinverlegungen am 14. September beizuwohnen.