Geithainer Stolperstein innerhalb von 3 Wochen zweifach geschändet

Anfang letzter Woche, am 27. April, informierte unser Projektpartner des letzten Geithainer Stolpersteinprojektes – das Flexible Jugendmanagement aus dem Landkreis Leipzig – im Rahmen einer Pressemitteilung über die versuchte Schändung des am 19.04. verlegten Gedenksteins für Paul Weise. Wenngleich uns dieser Schändungsversuch nicht zuletzt aufgrund der zeitlichen Nähe zum Verlegetermin des Stolpersteins bereits sehr betroffen gemacht hatte, so sind wir nun umso schockierter darüber, dass sich mittlerweile ein zweiter Versuch – dieses Mal mit noch offensichtlicher Schädigung des Steines – ereignet hat.

Von den Schüler:innen der Projektgruppe aus Geithain erreichte uns ein Bild der offensichtlich mit einem Brandfleck beschädigen Messingplatte des Gedenksteins.

Was uns dabei betroffen macht ist aber nicht der materielle Schaden, sondern die Bedeutung hinter der Schändung. Die damit ausgedrückte Erinnerungsabwehr verdeutlicht in unseren Augen einmal mehr die besondere Brisanz der politischen Verhältnisse in den ländlichen Regionen und damit einhergehend die Bedeutung von historisch-politischer Bildungsarbeit sowie die Wichtigkeit des erinnerungskulturellen Engagements innerhalb der Zivilgesellschaft. Die Schändung des Stolpersteins wird bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden. Wir hoffen, dass auch weiterhin Anwohner:innen aufmerksam bleiben und solche Vorfälle dokumentieren und melden (z.B. bei ChronikLE). Am kommenden Montag werden die Schüler:innen den Stein erneut zusammen mit dem Flexiblen Jugendmanagement putzen – neben der Reinigung des Gedenksteins ist dies in unseren Augen vor allem ein wichtiger symbolischer Akt, der eine politische Haltung ausdrückt. Die Stolpersteine erinnern an Opfer der NS-Verfolgung, an die schrecklichen Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus und an jene, die sich dagegen engagiert haben – einer von ihnen war Paul Weise.

Morgen, am 08. Mai, wollen auch wir in Leipzig Stolpersteine anlässlich des „Tags der Befreiung“ putzen und an die NS-Verbrechen erinnern. Das Putzen der Steine steht dabei aber nicht nur sinnbildlich für das Erinnern an die individuellen Schicksale aller Opfer, sondern soll uns ferner erneut vor Augen führen, wohin Menschenfeindlichkeit und Intoleranz führen können. Die Stolpersteine mahnen uns, an unseren demokratischen Werten festzuhalten und uns für Weltoffenheit, Toleranz und Zivilcourage zu engagieren – gegenwärtig und zukünftig.

Wer sich am dezentralen Putzen beteiligen möchte, findet nähere Informationen auf unserer Homepage-Startseite, der dazugehörigen Terminkacheln sowie hier.