Erinnerung an die eingeführte Kennzeichnungspflicht für Jüdinnen und Juden vor 82 Jahren

Heute ist der 1. Dezember 2021 und wir erinnern uns gemeinsam an die erste eingeführte Kennzeichnungspflicht für Jüdinnen und Juden zur Zeit des Nationalsozialismus. Vor 82 Jahren, im September 1939 griff das Deutsche Reich Polen an und setzte dort am 1. Dezember 1939 die erste Kennzeichnungspflicht für Jüdinnen und Juden in den von Deutschland besetzten Gebieten um.

Bereits seit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 erfuhren Jüdinnen und Juden wirtschaftliche und gesellschaftliche Ausgrenzung und 1935 wurden sie im Rahmen der Nürnberger Gesetze ihrer Bürgerrechte beraubt. 1941 erreichte die Kennzeichnungspflicht auch das Dritte Reich selbst. Sie zeigt den Übergang zur letzten Stufe der Verfolgung von Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich an und steht somit auch im direkten Zusammenhang mit der Ermordung von Jüdinnen und Juden.

Der Beschluss zur öffentlichen Stigmatisierung wurde am 19.9.1941 innerhalb der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ durch Reinhard Heydrich beschlossen. Diese verpflichtete alle im Deutschen Reich lebenden Jüdinnen und Juden, die das sechste Lebensjahr vollendet hatten, dazu, einen gelben Aufnäher sichtbar auf ihrer linken Brustseite zu tragen. Die Ausgestaltung des sogenannten „Judensterns“ oblag dem ehemaligen Reichspropagandaminister Joseph Goebbels und manifestierte sich in einem gelben Aufnäher, welcher einen sechseckigen Stern zeigte, angelehnt an den Davidstern, welcher den Schriftzug „Jude“ in der Mitte aufwies.

Schauen wir nun in die Pandemiejahre und den sogenannten „Querdenkerdemonstrationen“ zurück, so tauchen wieder Personen mit gelben Aufnähern auf ihrer Kleidung auf Demonstrationen auf. Diese waren mit Worten wie „ungeimpft“ und „ungechipt“ versehen und stellten für Corona-Gegner:innen anscheinend ein „geeignetes“ Ausdrucksmittel zur Bekundung ihres Unmuts über die Corona-Auflagen dar. Tatsächlich steht die Verwendung dieses Aufnähers für eine starke geschichtsrevisionistische Haltung, welche eine Täter-Opfer-Umkehr vollzieht und den Holocaust auf das stärkste verharmlost. Diese Selbststilisierung als Opfer, als „die neuen Juden“ welche die Corona-Leugner:innen vollziehen, ist neben den antisemitischen Verschwörungserzählungen ein fester Bestandteil der Anti-Corona-Bewegung geworden. Die ist zutiefst erschreckend und weisen wir auf das Schärfste zurück!

An solch einem Tag wie heute ist es wichtig, daran zu erinnern, dass die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung in keinem Fall mit dem Holocaust und der Zeit des Nationalsozialismus gleichzusetzen sind. Die Verwendung solcher Symbole verzerrt die Realität, verharmlost die Erfahrungen von Opfern der NS-Zeit und bedient antisemitische Ressentiments.