Erinnern stören. Ein Gespräch mit Felix Axster und Massimo Perinelli
Wir laden ein zur Lesung und Diskussion „Erinnern stören“ am 5. Oktober um 19 Uhr im Erich Zeigner Haus mit Massimo Perinelli und Felix Axster.
Die Bagatellisierung rechtsextremer Gewalt hat in Deutschland Tradition. In Sachsen – und gerade in Leipzig – ließ das dominante Narrativ der „friedlichen Revolution“ von 1990 lange Zeit keinen Platz, um von der Gewalt zu erzählen, die die Einheitsfeierlichkeiten über Vertragsarbeiter*innen, Juden und Jüdinnen, schwarze Menschen und People of Color, Obdachlose, Punks und Linke brachten.
Konservative Akteur*innen verbreiteten stattdessen eine positive Erzählung der Wiedervereinigung, die auch die nie wirklich aufgearbeiteten Verbrechen des Nationalsozialismus überdecken sollte. Diese Erzählung einer vermeintlich friedlichen Revolution verstellte zudem den Blick auf die Kontinuität rechten Terrors in den 80er und 90er Jahren.
2020 erschien der Sammelband „Erinnern Stören“, herausgegeben von Lydia Lierke und Massimo Perinelli. Er zeigt jüdische und migrantische Perspektiven auf das Leben in der DDR, den Mauerfall und den Rassismus und Antisemitismus der 1990er Jahre. Unsere Gäste lesen aus dem Band, im Anschluss reden sie über die Notwendigkeit, die Geschichte der Wiedervereinigung gegen den Strich zu bürsten. Dounia Ablali führt als Moderatorin durch den Abend.
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projekts „Brüche der Erinnerung“ unter Trägerschaft der Amadeu Antonio Stiftung statt.
Felix Axster ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der Technischen Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. Geschichte des Antisemitismus und Rassismus, Kolonialgeschichte, Geschichte der Arbeit, Mediengeschichte, Erinnerungskultur und -politik.
Massimo Perinelli ist Historiker und Referent für Migration bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Seit fast 20 Jahren ist er in dem migrantischen Netzwerk „Kanak Attak“ aktiv. Er ist Mitbegründer der Initiative „Keupstraße ist überall“ und hat das Tribunal „NSU-Komplex auflösen“ mitinitiiert. Perinelli publiziert zu Geschlechter- und Sexualitätsgeschichte sowie zu Rassismus und migrantischen Kämpfen.
Dounia Ablali hat Soziologie in Jena studiert. Sie arbeitet als Bildungsreferentin mit den Themenschwerpunkten Rassismus, Sexismus und Antisemitismus.
Datum: 05.10.2023, 19:00 Uhr
Ort: Erich Zeigner Haus Leipzig, Zschochersche Str. 21, 04229 Leipzig