Ein Stolperstein für Sally Wittelson – Verlegung am 11.06.2020
Am kommenden Donnerstag, den 11.06.2020, werden wir erneut einen Stolperstein verlegen.
In Erinnerung an den Leipziger Juden Sally Wittelson wollen wir in der Endersstraße 9 in Leipzig-Lindenau um 14 Uhr einen Gedenkstein in den Gehweg einlassen.
Sally Wittelson wurde am 17.12.1907 als Sohn von Isaak Mayer Wittelson und Rosa Gela Jakubowitz in Leipzig geboren. Er hatte vier Geschwister, darunter eine Halbschwester, war Mitglied der Israelitischen Religionsgemeinde und besaß die polnische Staatsbürgerschaft. Nach dem Besuch der Volks- und Handelsschule erlernte er den Beruf des Kürschners und sammelte anschließend berufliche Erfahrungen in Leipzig, Berlin und Paris. Doch nach seiner Rückkehr nach Leipzig zog er 1930 einen Schlussstrich unter seine bürgerliche Vergangenheit und engagierte sich zunehmend politisch. So war er vor allem der kommunistischen Arbeiterbewegung zugewandt, wurde Mitglied der Roten Hilfe und der KPD und war bis 1932 hauptamtlich in der sächsischen Bezirksleitung des Kampfbundes gegen den Faschismus tätig. Im April 1933 wurde er erstmals von den Nazis verhaftet. Nach seiner Emigration in die Tschechoslowakei 1934 war er anschließend als geheimer Kurier im kommunistischen Widerstand aktiv, was zu einer weiteren Haftstrafe führte.
Nach seiner Freilassung meldete Sally sich als Soldat bei den Internationalen Brigaden und kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg. Nach Ende des Bürgerkrieges überquerte er als internationaler Flüchtling die Pyrenäengranze und lernte auf französischer Seite in einem Veteranen- und Versehrten-Heim der Spanienkämpfer Betty Rosenfeld kennen, eine jüdische Krankenschwester, die sich ebenfalls freiwillig zur Unterstützung der Internationalen Brigaden gemeldet hatte. Die beiden wurden ein Paar und lebten einige Zeit in Südfrankreich, ehe sie im Juni 1939 von der französischen Regierung interniert, in das angrenzende Lager Gurs gebracht und letztlich durch eine Verlegung in unterschiedliche Lager voneinander getrennt wurden. Erst 1942 sahen sich die beiden im Sammellager Drancy wieder. Zusammen mit tausenden Gefangenen wurden sie von dort in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Dieses erreichte ihr Zug am 09. September. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Sally diesen Tag überlebte.
Die Verlegung des Gedenksteins für Sally Wittelson wird unter Einhaltung der aktuell gültigen Auflagen zum Infektionsschutz durchgeführt.