Ein Stolperstein für Friedrich August Kaubisch

Ab Beginn des Schuljahres 2017/18 recherchierten die Schüler*innen der Oberschule in Bad Lausick zu dem Zeugen Jehovas Friedrich August Kaubisch. Die Verlegung des Stolpersteines fand am 20.06.2018 in der August-Bebel-Straße 25 in Bad Lausick statt. 


Das Schicksal von Friedrich August Kaubisch
Friedrich August Kaubisch wurde am 04.08.1895 in Meißen geboren. Er heiratete Hulda, mit der er einen Sohn namens Heinz (geboren 1925) hatte, die beiden ließen sich jedoch in Folge seiner mehrjährigen Haft scheiden. Sie verheiratete sich erneut und bekam ein weiteres Kind. 1915 war Friedrich Kaubisch in Königsberg im Infanterieregiment 18 als Fußsoldat tätig. Kaubisch arbeitete als Maurer, ehe er am 18.04.1935 verhaftet wurde und er bis zum 08.06.1935 in Untersuchungshaft im Polizeigefängnis in Leipzig saß. An dem Tag seiner Entlassung aus dem Leipziger Gefängnis kam er am 08.06.1935 ins Konzentrationslager Sachsen-burg. Dort saß er im Block 16 und hatte die Häft-lingsnummer 2033. Er selbst schrieb, dass er sich in Sachsenburg, nur im Verhältnis zu anderen Konzentra-tionslagern, nicht über schlechte Behandlungen beklagen konnte. Am 10.07.1937 kam er nach Sachenhausen, wo er wenige Wochen interniert war, bis er nach Buchenwald deportiert wurde. Dort musste er als Zwangsarbeiter Schwerstarbeit verrichten. Er sagte in einem uns erhaltenen Brief: „Wir wurden zu sehr schweren Arbeiten heran-gezogen, wurden dabei immer sehr angetrieben, bekamen manchmal einige Tage nur sehr wenig zu essen. Auch Schläge waren keine Seltenheit…“. Nach dreieinhalb Jahren kam er am 08.03.1941 von Buchenwald nach Wewelsburg, wo er die Häftlingsnummer 103 hatte. Nach 25 Monaten wurde er am 05.04.1943 nach Ravensbrück deportiert (HN: 3569). Dort blieb er bis zum Kriegsende interniert. Nach 10 Jahren und 5 Konzentrationslagern kehrte er wieder nach Bad Lausick zurück. Bis seine körperlichen Schäden aufgrund der Haftbedingungen abgeklungen waren, war er arbeitslos, später war er im Braugeschäft Schlimper tätig.

Am 26. April 1946 bekam er die Anerkennung des Status „Opfer des Faschismus“, welche ihm, wie so vielen anderen Zeugen Jehovas, in der DDR 1950 wieder aberkannt wurde. Zeugen Jehovas, genau wie Friedrich Kaubisch, haben aus religiösen Gründen die Wahlen verweigert, waren politisch inaktiv und hatten den Appell zur Ächtung der Atombombe nicht unterzeichnet, was die Begründung war, dass Zeugen Jehovas, fünf Jahre nach der NS-Diktatur, wieder zu einer „staatsfeindlichen Organisation“ erklärt wurden.

Friedrich Kaubisch hatte eine Lebensgeschichte zu erzählen, die so nicht häufig vorkommt. Als Überlebender von fünf Konzentrationslagern starb er schließlich 1954 an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Der Zeitzeuge Bernd Wegener berichtete, dass Kaubisch nach dem Krieg bei seinem Vater in Bad Lausick lebte und auch in der Fleischerei des Vaters arbeitete. Zudem erzählte er, dass Kaubisch, in Bad Lausick Fritze genannt, ein hilfsbereiter Mensch war und bis zu seinem Tod stark in das Familienleben der Wegeners eingebunden war. Sein Sohn Heinz ging nach Leipzig, wo er nach dem Zweiten Weltkrieg als Bäckermeister tätig war.

Das Projekt wurde gefördert von der F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz.